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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 90

1888 - Leipzig : Engel
- 90 — Ausserdem bezog er die halbe Judensteuer, d. h. die Hälfte von dem was die Juden , den Landesherren zu zahlen hatten, und eine Krönungssteuer. In einzelnen Reichsstädten hatten sie noch besondere Leistungen an den königlichen Hof zu übernehmen; so waren sie um die Mitte des 14. Jahrhunderts zu Frankfurt a. M. verpflichtet, bei Anwesenheit des Kaisers das Pergament für die Kanzlei zu liefern, den Hof mit Bettzeug und die Küche mit Kesseln zu versorgen, selbst an kaiserliche Beamte bestimmte Summen zu zahlen. In den Städten wurden sie zu den verschiedensten Steuern und Lasten herangezogen und der Kirche mussten sie von allem ländlichen Grundbesitz den Zehnten abliefern. Drückender noch als alle diese Steuern war der Leib zoll. Die vielen Fehden und die förmlichen Räubereien, welche im Mittelalter die Strassen unsicher machten, legten jedem Reisenden die Nothwendigkeit auf, sich zum Schutze seiner Güter und seines Lebens ein starkes Gefolge oder sichere Bedeckung mitzunehmen. Die Juden willigten daher in die Annahme des Geleits und in die Zahlung des Geleitgeldes gern ein. Als dies aber nach Abschaffung des Faustrechts entbehrlich wurde, mussten die Juden dessenungeachtet den Geleitzoll oder Judenleibzoll noch ferner leisten. Jeder Jude, der auf seiner Reise ein fremdes Gebiet berührte, musste, so oft dies der Fall war, den Zoll erlegen. Die Höhe der Abgabe wurde durch besondere Verordnungen festgesetzt. In Mainz mussten die Juden an den Zollstätten des Erzbisthums, um sie noch besonders zu demüthigen, einige Würfel entrichten. Auch wenn der Leichnam eines Juden von dem Orte seines Todes nach einem Friedhofe gebracht wurde, forderte man an den Orten, wo der Leichenzug vorbeikam, oder an der Begräbniss-stelle selbst ein Geleitgeld. Dass unter so drückenden Verhältnissen auch das geistige Leben der deutschen Juden sich nicht entwickeln konnte, wird jeder natürlich finden; in ihren Geisteserzeugnissen spiegeln sich ihre Leiden ab. Ihre Dichter wählten in Klage- uund Bussgebeten die Kreuzzugs-Schrecken zum Thema, so Kalonymos den Jehuda, David den Meschullam und Ephraim den Jakob oder Ephraim aus Bonn. Die geistige Frische, welche sich die deutschen Juden dennoch unter so vielen Leiden bewahrten, verdankten sie dem Talmudstudium, das emsig von ihnen gepflegt wurde. Unter dem Namen R. Jehuda Hachasid (der Fromme) bekannt ist der 1216 in Regensburg gestorbene Jehuda den Samuel aus Speier, dem das „Buch der Frommen“ (Sepher Chasidim) zugeschrieben wird und der auch die Reiseberichte des Petachia aus Prag aufgezeichnet hat. In seiner Frömmigkeit empfahl er für die des Hebräischen Unkundigen das Beten in der Landessprache. Sein bedeutendster Schüler war der 1238 gest. Elasar den Jehuda, Rabbiner in Erfurt und Worms, R. Elasar aus Worms genannt, dem 1196 oder 1214 Frau und Kinder von Kreuzrittern erschlagen wurden; er war talmudischer Autor, liturgischer Dichter, studirte astronomische Schriften, schrieb Commentare zu mehreren biblischen Büchern und galt den deutschen Juden als der Vater der Kabbala. Ausser seinem oft gedruckten Hauptwerke „Rokeach“, enthaltend Entscheidungen über Ritualien, ist von seinen Arbeiten wenig vorhanden. Auch ein jüdischer Minnesinger wird neben Walther vor der Vogelweide und Wolfram
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