Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 113

1888 - Leipzig : Engel
— 113 - Jakob Frank aus Polen (geb. 1720, gest. 1791). Er offenbarte sich den Sabbatianern in Polen und Galizien als Nachfolger Sabbatai’s und liess sich von seinen Anhängern „der heilige Herr" nennen. Im Betrügen geübt, gelang es diesem Schlaukopfe, eine Rolle zu spielen. Das Geheimnissvolle, worin Alles was er that, gehüllt war, seine auffallende Avohlthätigkeit, sein fürstlicher Aufwand, seine grossartigen Hauseinrichtungen, dies Alles erwarb ihm Freunde und Beschützer. Scharen von Verblendeten wallfahrten zu ihm und ungeheure Summen wurden von seinen Anhängern ihm geschickt. Von den Rabbinern verfolgt, liess er sich taufen; nichtsdestoweniger blieben seine Anhänger ihm treu und verschafften ihm die Mittel, fürstlich zu leben. Sowol in Wien als in Brünn lebte er, von grossem Gefolge begleitet, als Baron, und liess sich, da er aus Oesterreich ausgewiesen wurde, in Offenbach am Main nieder, wo er mit der abenteuerlichen Eva Frank ein fürstliches Schloss bewohnte und sich in strenger Abgeschlossenheit hielt. Ueber die Geschichte Frank’s und seiner Begleiterin ist noch immer ein düsterer Schleier gebreitet. Mit den Sabbatianern nicht zu verwechseln sind die Sabbatharier, eine Sekte in Siebenbürgen, als deren Gründer Andreas Eössy und als deren eigentlicher Vertreter Simon Pecsi gilt. Pecsi war ein hochbegabter Mann, der 17 Sprachen genau kannte und sich bis zum Reichskanzler emporzuschwingen wusste. Im Jahre 1615 trat er als Apostel des Mosaismus auf und wirkte im Verein mit seiner Gattin, welche nach der Tradition eine Jüdin gewesen sein soll, für die Verbreitung seiner Glaubensansicht. Deswegen seiner 70 Dörfer verlustig erklärt, flüchtete er mit Weib und Kindern nach Konstantinopel, wohin ihm auch viele Anhänger folgten; die daheim gebliebenen bekannten sich äusser-lich zu den Reformirten, übten aber im geheimen ihre sabbatharischen oder jüdischen Gebräuche. Unter Maria Theresia und noch später wurde auf Drängen der Kirche Gewalt gegen sie in Bewegung gesetzt; viele gingen ihres Glaubens wegen freiwillig ins Exil. In neuester Zeit sind viele Sabbatharier öffentlich zum Judenthum übergetreten. § 5. Die Juden in Polen; die Verfolgung Chmelnicki’s. Wie die Türkei war im 16. Jahrhundert Polen für die Juden ein königliches Land, in dem sie sorglos wohnten. Durch ihre Stellung zu den Grossen des Reichs, deren Pächter sie waren, durch ihre Freiheit des Handels, durch ihre Arbeitsamkeit als Handwerker und Ackerbauer gewannen sie Wohlstand und Einfluss. Die fanatischen Geistlichen und neidischen Krämer drangen wol zuweilen auf Beschränkungen der ungläubigen Juden, aber die letzten jagel-lonisclien Könige Sigismund I. und Sigismund August schützten sie in ihrer nahezu 70jährigen Regierungszeit gegen Verfolgungen und Ausschliessungen. Polen blieb ein Asyl für alle Verfolgten; dorthin flüchteten sich die 1517 aus Böhmen verjagten Juden, und die deutschen Einwanderer verpflanzten dorthin die deutsche Sprache und die neue Methode der Talmudauslegung, die Disputirkunst, welche den Namen „Pilpul“ erhalten hat.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer