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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 128

1888 - Leipzig : Engel
— 128 - Hingebung dem Studium der hebräischen Sprache zugewandt; der kaiserliche Leibarzt Loans und der Arzt Obadja Sforno in Rom waren seine Lehrer im Hebräischen; mit ändern jüdischen Gelehrten, wie Jakob Margolit in Regeis-burg, stand er in brieflichem Verkehr. Als Professor in Ingolstadt, Tübingen und Stuttgart förderte er die Kenntniss des Hebräischen unter den Christen, und eine Reihe von Jüngern, wie Sebastian Münster, Cellarius und besonders Melanchthon wurden durch ihn zum Studium der hebräischen Sprache angeregt, Reuchlin, auf Vorschlag der Dominicaner vom Kaiser um ein Gutachten über den Werth oder Unwerth des jüdischen Schriftthums angegangen, trat für dasselbe mit aller Entschiedenheit ein; gelegentlich brandmarkte er auch Pfefferkorn und seine Genossen, die er sammt und sonders als böswillige und unwissende Menschen bezeichnete. So sah sich Reuchlin in einen Streit verwickelt, der die ganze gebildete Welt zur Parteinahme für ihn und die jüdische Literatur aufrief. Auf .der Seite der Gegner standen Hoogstraten und die Universitäten von Paris, Löwen, Erfurt und Mainz, auf Seite Reuchlürs die gelehrtesten Männer aller Länder; selbst Fürsten, wie Herzog Ulrich von Würtemberg, der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, und hohe Geistliche, wie Egidio de Viterbo, der Schüler Elia Levita’s, standen für ihn ein. Unbekümmert um die Sophismen, Schmähschriften und selbst die Bannstrahlen seiner Gegner, verfocht Reuchlin muthvoll die gerechte Sache und brachte sie endlich vor den Richterstuhl zu Rom, wo angesehene Juden, wie Bonet de Lates, der Leibarzt Leo’s X., ebenfalls für ihn thätig waren. Da trat endlich der Kaiser Maximilian auf, bereuend, dass er zu so widrigem Streit Veranlassung gegeben, und erklärte, dass Reuchlin ein wackerer und gelehrter Mann sei und dass der Papst gutthun würde, seinen bissigen Gegnern das Maul zu stopfen. Neben des Kaisers Wort ertönte auch das der edlen Ritter Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten, dem auch die einschneidende Schrift der ,.Dunkelmännerbriefe“ angehört; sie erklärten sich bereit, falls die Zunge nicht ausreichen würde, in diesem Streit auch ihre Schwerter zu gebrauchen. Die Angelegenheit wurde in Rom zu Gunsten Renchlin’s entschieden; der Talmud war gerettet: anstatt ihn zu verdammen, ermunterte der Papst Leo selbst den reichen christlichen Druckereibesitzer Bömberg, den ganzen Talmud zu drucken. Der Reuchlin-Pfefferkorn’sche Streit hatte der Reformation tüchtig vorgearbeitet. Ehe er noch beendet war, hatte Luther die Aufmerksamkeit der Machthaber und Gelehrten auf sich gezogen. Als aufrichtiger Anhänger Reuch-lin’s und Freund Jossel Rosheim’s gehörte der deutsche Reformator, wenigstens anfangs, nicht zu denjenigen, welche die Juden vertilgt sehen wollten; in seinem Buche „dass Jesus ein geborener Jude gewesen“ sprach er sich sogar entschieden gegen den Judenhass aus. Erst in seinen letzten Jahren, wo durch mannichfache Kränkungen seines eigenen Lebens sein Blick getrübt war, liess er sich zu erbitterten Aeusserungen über die Juden hinreissen. Es bedurfte nicht erst der Aufreizung Einzelner gegen die Juden; überall war das deutsche Volk aufs tiefste gegen sie erbittert. Infolge eines Hostien-processes liess Kurfürst Joachim I. von Brandenburg 38 Juden schrecklich foltern und sämmtliche bis auf zwei, welche die Taufe annahmen, am 19. Juli
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