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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 135

1888 - Leipzig : Engel
— 135 - besserung der änssern Verhältnisse Mendelssohn’s hatte Gumperz beigetragen: er empfahl ihn dem reichen berliner Seidenfabrikanten Bernhard, bei dem er 1750 als Hauslehrer eintrat. Der drückenden Noth enthoben, gab er sich nun mit erhöhtem Eifer den philosophischen Studien hin. Von der grössten Wichtigkeit für Mendelssohn war es, dass er durch Vermittelung des Doctor Gumperz 1754 mit L es sing bekannt wurde. Der junge Literat, der schon sein Lustspiel „Die Juden“ geschrieben hatte, zog den schüchternen Moses zu sich heran, und bald verband sie gemeinsames Streben zur innigsten Freundschaft. Es dauerte nicht lange, so wurde Mendelssohn durch Lessing auch zum Schriftsteller gemacht. Es war gegen Ende des Jahres 1754, als Lessing seinem Moses eine englische Abhandlung zu lesen gab. Er brachte sie ihm nach einiger Zeit wieder zurück, und als Lessing ihn fragte, wie sie ihm gefallen habe, meinte er, dass er so etwas auch wol machen könne. In der That überreichte ihm Mendelssohn nach einigen Wochen eine Arbeit zum Durchlesen. Es vergingen mehrere Monate, ohne dass Lessing der Arbeit Erwähnung that. Da kam eines Abends Lessing zu Mendelssohn und überreichte ihm ein Buch, das, wie er bemerkte, erst gestern die Presse verlassen hätte: es waren seine „Philosophischen Gespräche“, die Lessing ohne Wissen Mendelssohn’s zum Durck befördert hatte (1755). In demselben Jahre verband sich Mendelssohn und Lessing zu einem Streiche gegen die berliner Akademie, den sie in der gemeinschaftlich ausgearbeiteten Schrift: „Pope ein Metaphysiker“ auch ausführten. Kurz bevor Lessing Berlin verliess, machte Mendelssohn die Bekanntschaft des jungen talentvollen Buchhändlers Nicolai, durch den er für die schönen Wissenschaften gewonnen wurde. Mit besonderm Eifer verlegte er sich auf das Studium der Aesthetik, an deren Aufbau er den lebhaftesten Antheil nahm. Seine erste Arbeit auf diesem Gebiete waren die „Briefe über die Empfindungen“, welche wie seine übrigen ästhetischen Abhandlungen sich der vollen Würdigung Lessing’s, Herder’s, Schiller’s u. A. zu erfreuen hatten. Im September 1754 war aus dem Hauslehrer Mendelssohn ein Buchhalter in der Bernhard’schen Seidenwaarenfabrik geworden, aber die Liebe zu den Wissenschaften erkaltete auch jetzt nicht; als sich Nicolai 1756 zur Herausgabe der „Bibliothek schöner Wissenschaften und Künste“ entschloss, wurde Mendelssohn der fleissigste Mitarbeiter an dieser epochemachenden Zeitschrift. Sobald er sich zurückzog, ging sie ein und an ihre Stelle trat ein neues Unternehmen mit weit höhern Zielen: „Die Literaturbriefe“. Ohne Scheu und Rücksicht sollten alle neuen Erscheinungen der deutschen Literatur gemustert und kritisirt werden. Mendelssohn, der kaum geduldete Jude, hatte sogar den Muth, die Gedichte Friedrich des Grossen in bescheidener aber vernichtender Weise zu beurtheilen. Daraufhin wurden die Literaturbriefe verboten, Mendelssohn aber zur Verantwortung nach Sanssouci geladen. Mit einem witzigen Gleichniss zog er sich aus der ihm gelegten Schlinge, indem er dem König sagte: „Wer Verse macht, schiebt Kegel, und wer Kegel schiebt, er sei, wer er wolle, König oder Bauer, muss sich gefallen lassen, dass der Kegeljunge sagt, wie er schiebt.“ Das Jahr 1760 verlebte Mendelssohn in gemeinsamer Arbeit mit seinem besten Freunde Lessing, der sich aber bald nach Breslau zurückzog. Doppelt
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