Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 23

1879 - Hannover : Meyer
23 Hostien zerschnitten und beim Passah Christenkinder geschlachtet und deren Blut zu Arzneien verwandt zu haben. Es wurden achtunddreißig Juden tn Berlin verbrannt, die übrigen verjagt. Diese Verfolgung ist ein Beispiel der noch herrschenden Roheit und Unwissenheit; denn Gelehrte waren so selten in der Mark ..als weiße Raben", so daß der Kurfürst auch an die 1506 vollendete Universität Frankfurt a. O. meist auswärtige Lehrer berufen mußte. Sie blühte schnell aus, so daß sie von mehr als tausend Studenten besucht wurde, litt aber dann in Folge der Pest, welche 1515 ihre Verlegung nach Kottbus nöthig machte und besonders durch den Glanz Wittenbergs, der Wiege der Reformation. 2. Gegen das eingerissene Verderben der Kirche, deren Priester durch Lehre und Leben Anstoß erregten, besonders aber gegen den schändlichen Ablaßhandel, welchen der Dominikaner Johann Tetzel in marktschreierischer Weise trieb, trat nämlich 1517 der Augustinermönch und Professor in Wittenberg Dr. Martin Luther auf, indem er 95 Sätze gegen den Ablaß an die Thür der Schloßkirche am 31. October anschlug, um über sie zu dispntiren. Sie erregten ungeheures Aufsehen in Deutschland und wurden der Anfang der mächtigen resormatorischen Bewegungen. Auch Kurfürst Joachim erkannte die Gebrechen der Kirche, aber er war sowohl eine vornehme Ratur, die nicht von unten beeinflußt werden wollte, als auch eine gesetzliche Ratur, die eine Reformation allein durch die, wie er meinte, einzig berechtigten kirchlichen Behörden eingeführt wissen wollte. Deshalb stemmte er sich gegen die resormatorischen Bewegungen nicht nur auf den Reichstagen als gegen revolutionäre Unternehmungen, sondern auch in seinem Lande suchte er ste, wo ste hervortraten, zu unterdrücken und strafte namentlich 1530 einen Aufruhr, der wegen des Lutherthums in Stendal entstand, mit Geldbuße und Entziehung der Zollfreiheit. _ Bestärkt wurde er in dieser Abneigung gegen die Reformation durch feinen Bruder Albrecht, den Erzbischof von Mainz, der gerade vielfach von Luther angegriffen wurde, und durch die Universität Frankfurt. Er sah daher mit Unmuth, daß feine nächsten Verwandten, der Herzog Albrecht von Preußen 1525 und der Markgraf Georg von Anspach, zu der neuen Lehre übertraten; aber besonders ergrimmte er, als er erfuhr, daß feine eigene Gemahlin Elisabeth, eine Tochter des Königs Johann von Dänemark, mit der er seit 1502 vermählt war. heimlich das Abendmahl unter beiderlei Gestalt genommen habe. Sie floh vor feinen Drohungen 1528 zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten Johann von Sachsen, und kehrte erst nach ihres Gemahls Tode zurück. 3. Im Uebrigen sorgte Joachim treulich für sein Land, machte, um überall nach dem Rechten zu sehen, häufig Reifen durch dasselbe, suchte die Städte und den Handel durch eine allgemeine Städteordnung 1515 (die sogenannte Reformation) und durch Einführung gleicher Maße und Gewichte zu heben, brachte Ordnung in das Steuer wesen und regelte die Verschiedenheit in der Erbfolge. Auf friedlichem Wege mehrte er den Länderbesttz, erwarb 1524 durch das Aussterben der Grafen von Ruppin die Grafschaft Ruppin und beendete durch den Vertrag von Grimnitz 1529 den alten Streit mit Pommern wegen der brandenburgischen Lehenshoheit dahin, daß er auf die Lehenshoheit verzichtete und dafür die feiet-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer