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1. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 48

1879 - Hannover : Meyer
48 in Schwung. (Merkantilsystem.) Auch wollte er Brandenburg zu einer Seemacht erheben. Er ließ eine Flotte bauen, die im Seekriege gegen Spanien, das dem Kurfürsten noch Hülfsgelder schuldete, glücklich war und aus der Goldküste in Guinea (1683) die brandenburgische Niederlassung Großfriedrichsburg gründete, welche jedoch unter Friedrich Wilhelm I. an Holland verkauft wurde. 15. Unter seiner Regierung brachen aber auch die Streitigkeiten zwischen den Lutheranern und Resormirten mit neuer Heftigkeit aus. Die Geistlichen beider Parteien feindeten sich öffentlich auf den Kanzeln an, so daß der Kurfürst, um dies gehässige Treiben zu unterdrücken, die Geistlichen, wenn sie nicht vom Amte entfernt werden wollten, in einem Revers versprechen ließ, alle Zänkereien in den Predigten zu vermeiden. Der lutherische Geistliche und bekannte Liederdichter Paul Gerhardt weigerte sich aber, einen solchen Revers auszustellen und legte deshalb, obgleich er auch ohne Revers bleiben konnte (1667), sein Amt in Berlin nieder. 16. Im Jahre 1667 verlor der Kurfürst durch den Tod feine erste Gemahlin, die fromme und kluge Luise Henriette von Oranien, deren Wohlthätigkeitssinn das Waisenhaus zu Oranienburg gründete. Er vermißte noch in später Zeit schmerzlich ihren treuen Rath, vermählte sich aber (1668) zum zweiten Male mit Dorothea von Holstein-Glücksburg, der verwitweten Herzogin von Lüneburg. Seit aber aus beiden Ehen Kinder vorhanden waren, herrschte im kurfürstlichen Hanse oft Unfrieden und Eifersucht. Dorothea behandelte ihre Stiefsöhne mit gebührender Achtung und war-weit entfernt, sie zu hassen, wie ihr so oft vorgeworfen wurde, gleichwohl strebte sie dahin, ihre eigenen Kinder so gut wie möglich zu versorgen. Das verdroß vor allen den Kurprinzen Friedrich, und als der große Kurfürst sich verleiten ließ, gegen das Achilleische Hausgesetz den Söhnen zweiter Ehe (1686), den „Markgrafen", testamentarisch brandenburgische Landestheile zu vermachen, entstand zwischen Vater und Sohn Unfrieden. Der Kurprinz suchte darum die engste Verbindung mit dem Kaiser, der die dereinstige Ausführung des Testaments verhindern konnte, und über die rechtlichen Ansprüche seines Hauses mangelhaft unterrichtet, ließ er sich zu dem geheimen Versprechen verleiten, bei Antritt seiner Regierung das Land Schwiebus wieder an den Kaiser abzutreten. 17. In der letzten Zeit seines Lebens war der Kurfürst körperlich sehr leidend, die Strapazen im Felde hatten ihn gichtifch gemacht, und seit Anfang des Jahres 1688 litt er an der Wassersucht. Als er sein Ende herannahen fühlte, beschied er seine Familie und seine Räthe zu sich, nahm von ihnen Abschied mit herzlichen Worten und treu gemeinten Ermahnungen und starb am 29. April mit den Worten: „Ich weiß, daß mein Erlöser le.bt, und der wird mich hernach aus der Erde auserwecken." Kurfürst Friedrich Wilhelm gehört zu den bedeutendsten Männern seines Jahrhunderts, und es ist ihm gelungen, die brandenburgischen Länder, die er verwüstet und ohnmächtig überkam, zu einem einigen ausblühenden starken Staate zu machen, dem er schon die Aufgabe setzte, Deutschland und den Protestantismus zu schützen, so daß er mit Recht der Große heißt; denn er hat viel gethan.
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