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1. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 95

1879 - Hannover : Meyer
95 satze, daß sein Schatz nicht ihm, sondern dem Staate gehöre, der ihn aufbringen müsse. Darum lebte er auch so einfach, daß er von der zu seiner Hofhaltung schon verhältnismäßig niedrig ausgesetzten Summe (1,200,000 Thaler) jährlich 1 Million Thaler ersparte. „Da Preußen arm ist", sagte er, „muß der Regent dieses Landes sparsam sein. Gibt er das Beispiel der Verschwendung, so werden seine Unterthanen, die arm sind, ihm nachzuahmen suchen und sich dadurch rühmen." 2. Um die geringen Hülfsmittel seines Staates zu steigern, pflegte er besonders die Industrie. In allen Theilen seines Landes legte er auf Staatskosten eine Menge Fabriken an oder unterstützte solche durch Geld und Privilegien. Die Einfuhr solcher Waaren, die in den heimischen Fabriken selbst gefertigt werden konnten, wurde verboten oder mit sehr hohen Eingangszöllen belegt. Eine Anzahl von Handelszweigen monopolisirte der König. So blühten unter des Königs Leitung die Leinwand-, Woll-und Baumwollindustrie, die Glas- und Porzellanmannsactur, die Zucker-raffinerie n. a. gedeihlich empor, und es wurde verhütet, daß das Geld in's Ausland ging. Um den Binnenhandel zu heben, legte der König Kanäle an. So entstand schon 1743—45 der Plauen'sche Kanal, der den Wasserweg von Brandenburg bis Magdeburg um 20 Meilen verkürzte; durch den Finowkanal wurden 48 Meilen zwischen Berlin und Stettin gewonnen. Für den überseeischen Handel wurde 1772 die Seehandlung gestiftet und durch die Bank die wesentlichste Verkehrserleichterung geschaffen. Vou großem Erfolge waren auch die Maßregeln des Königs zur Hebung des Ackerbaues. Die Obst- und Gartenkultur wurde veredelt, wüste Plätze wurden mit Kolonisten besetzt und Sümpfe ausgetrocknet. Man hat berechnet, daß durch Friedrich's Thätigkeit 300,000 Morgen Landes urbar gemacht, 500 neue Dörfer gegründet, 50,000 Kolonistenfamilien angesiedelt worden sind. Nene Kulturpflanzen, wie der Maulbeerbaum und die Kartoffel, wurden überall im Lande verbreitet. 3. Obwohl Friedrich für alles, was das Wohl des Landes fördern tonnte, eine offene Hand hatte, obwohl er großartige Bauten aufführte und das Heer bedeutende Summen kostete, so war doch das Finanzwesen in bester Ordnung. Als Friedrich starb, hinterließ er einen baaren Staatsschatz von siebzig Millionen Thalern. Allerdings hatte das Steuerwesen Friedrich's viele Härten und erregte viel Unmuth im Volke. Die Abgaben auf Kaffee, Bier, Salz u. s. w. wurden sehr in die Höhe getrieben, ebenso waren die Zölle unnatürlich hoch. Um Zölle und Accife einzutreiben, errichtete er die „Generaladministration der Königlichen Gefälle", die sogenannte Regie, zu deren Oberleitung er Franzosen berief, weil er sich das französische Steuersystem zum Muster genommen hatte. Die fremden Beamten machten sich jedoch durch ihre gehässige Kontrole und durchführen brutalen Uebermuth außerordentlich verhaßt; trotzdem behielt sie Friedrich zum Schaden und zur Erbitterung seiner Unterthanen bis zu seinem Tode. 4. Ueber die Hälfte der Staatseinnahmen verwandte Friedrich auf das Heer. Um dasselbe auf einer Höhe von 200,000 Mann zu erhalten, bediente^ er sich des Werbesystems in ausgedehntem Maßstabe; nur die Hälfte seiner truppen bestand aus Landeskindern, die anderen waren ge-
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