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1. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 154

1879 - Hannover : Meyer
154 witzigen Reden machten ihn bald populär. Am 29. November 1823 vermählte er sich mit der Prinzessin Elisabeth Luise von Bayern, einer durch Bildung, echte Frömmigkeit und Herzensgute ausgezeichneten Fürstin. 2. In voller Manneskrast trat Friedrich Wilhelm Iv. die Regierung an. Als ihm die Abgeordneten seines Volkes zu Königsberg und Berlin huldigten, sprach er die denkwürdigen Worte: „Ich gelobe, ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, barmherziger Fürst, ein christlicher König zu sein; ich gelobe, mein Regiment in der Furcht Gottes und in der Liebe der Menschen zu führen, ich will vor allem dahin trachten, dem Vaterlande die Stelle zu sichern, auf welche es die göttliche Vorsehung durch eine Geschichte ohne Beispiel erhoben hat, auf welcher Preußen zum Schilde geworden ist für die Sicherheit und für die Rechte Deutschlands. In allen Stücken will ich so regieren, daß man in mir den echten Sohn des unvergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen soll." Seinen Regierungsantritt bezeichnete er durch eiue edle Handlung der Gerechtigkeit und Milde, er erließ eine weitgehende „Amnestie" für die politischen Verbrecher der letzten Zeit. Unverkennbar trat bei dem Könige von vornherein eine eifrige Wahrnehmung nicht allein der preußischen, sondern auch der deutschen Interessen hervor; gleich anfangs erklärte er, „er habe den festen Willen, dem deutschen Bunde neues Leben einzuhauchen". Als er 1842 den Grundstein zum Kölner Dombau legte, als er im Geiste schon „durch Gottes Gnade die Thore einer neuen, großen, guten Zeit" sah, da gab er diesem Gedanken mit einer Begeisterung Ausdruck, die im weiten deutschen Vaterlande kräftigen Wiederhall fand. Aber bei allen seinen Unternehmungen, die Einheit Deutschlands zu fördern, trat ihm Oesterreich hemmend in den Weg. 3. Für die besondere Natur seines Staates hielt er das absolute Königthum als die allein mögliche und allein förderliche Regierungsform aufrecht, doch milderte er den Absolutismus durch eine freisinnige Einrichtung der Censur (1842) und durch langsame Weiterbildung des Instituts der Provinzialstände, deren „vereinigten Ausschuß" er 1842 nach Berlin berief. In geistlichen Dingen begünstigte er die strenge Kirchlichkeit, und nichts lag ihm mehr am Herzen, als in Staat und Schule christlichen Glauben zu wecken und zu beleben. Dennoch konnte er nicht hindern, daß sich neue Sekten bildeten: in der evangelischen Kirche 1842 die ein gehaltloses Vernunft-Christenthum aufstellenden „Lichtfreunde" und die „freien Gemeinden"; in der katholischen Kirche (hervorgerufen 1844 durch die vom Bischof Arnoldi zu Trier veranstaltete Ausstellung des heiligen Rocks) die „Deutschkatholiken", die einen freisinnigen, aufgeklärten Glauben einzuführen suchten. Aufgeregt durch die Presse, hatte ein großer Theil der preußischen Bevölkerung wiederholt eine verfassungsmäßige Mitwirkung an der Leitung des Staates gewünscht. Diesem Wunsche nachzukommen, erschien am 3. Februar 1847 eine königliche Bekanntmachung, durch welche aus sämmtlichen Provinzialständen der Monarchie ein vereinigter Landtag gebildet wurde. Der König gewährte dieser allgemeinen Landesvertretung das wichtige Recht, bei der Einführung neuer Steuern die Zustimmung zu geben oder zu verweigern und zugleich
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