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1. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 181

1879 - Hannover : Meyer
181 Preußen durch seine glorreichen Siege im Jahre 1866 den französischen Kriegsruhm weit zurücktreten ließ. Die Republikaner machten es Napo-leon zum Vorwurf, daß er Preußens Machtzuwachs nicht verhindert, und das Begehren wurde laut, so schnell als möglich mit Preußen Krieg zu beginnen. „Rache für Sadowa" — Demüthigung Preußens und Wegnahme des Rheinufers — war deshalb das Verlangen des französischen Volkes. Die Lage Napoleon's war eine sehr mißliche; er sah sich von seinem Volke zu einem Kriege gedrängt, dessen Gefahren keiner besser ermaß als er selbst. 2. Bereits im Jahre 1867 wäre es durch die Luxemburger-Frage*) zum Kriege gekommen, wenn die Reform des französischen Heeres durch Heranbildung der Reserven und der Mobilgarde, durch vollständige Einführung des Chassepotgewehres und der Mitrailleusen beendigt gewesen wäre. Diese Armeeumbildung wurde aber in den Jahren 1867—69 durch den einsichtigen Kriegsminister Niel vollständig durchgeführt, und nun wurde das Drängen der Kriegspartei noch ungestümer, die Stellung Napoleon's schwieriger. Dieser entschloß sich deshalb, um die Republikaner zu versöhnen, zu einer Veränderung in dem bisherigen Verfassungssystem. An Stelle des persönlichen Kaiserregiments wurde eine freisinnige Verfassung mit dem parlamentarischen Ministerium Dllivier gesetzt, und eine allgemeine Volksabstimmung hatte diese neue Aera Napoleon's bestätigt. Aber trotz der großen Mehrheit, die sich für die Aufrechterhaltung des Kaiserthums in Frankreich erklärte, schien doch Napoleon's Thron nur dann gesichert, wenn er der französischen nationalen Eitelkeit durch glänzende Besiegung Preußens Genüge that. Auch gedrängt von seiner Gemahlin faßte Napoleon endlich den Entschluß zum Kriege mit Preußen. Ein Vorwand dazu fand sich bald. 3. Die Spanier hatten im Jahre 1868 ihre Königin Isabella vertrieben und trugen nun, anfangs Juli 1870, durch ihren Ministerpräsidenten, den Marschall Prim, dem Erbprinzen Leopold von Hohen-z ollern**) aus der jüngeren schwäbischen Linie die spanische Königskrone an. Der Prinz erklärte sich zur Annahme bereit, falls die Volksvertreter (die Kortes) seine Wahl bestätigen würden. Dagegen erhob aber Frankreich seine Stimme. Es erblickte in der hohenzollerschen Thronkandidatur ein neues ehrgeiziges Uebergreifen Preußens und drohte mit Krieg, falls Preußen nicht verhinderte, daß der Prinz von Hohenzollern die spanische *) Das Großherzogthum Luxemburg und ein Theil der holländischen Provinz Limburg hatten seit 1815 unter niederländischer Oberhoheit gestanden, gehörten aber gleichwohl dem deutschen Bunde an. Seit Auslösung desselben (1866) zeigte Napoleon große Lust, beide Länder mit Einwilligung des Königs der Niederlande zu anneftiren, und verlangte die Räumung der Festung Luxemburg von den Preußen, die letztere noch immer besetzt hielten. Preußen gab des Friebens wegen nach und zog seine Besatzung zurück. Auf Grund der Bestimmungen der zu Lonbon zusammengetretenen europäischen Konferenz würden aber die Festungswerke bet Stadt Luxemburg geschleift und die fraglichen Gebiete unter niederländischer Herrschast für neutral erklärt. **) Vermählt mit der Infantin Antonie von Portugal und mütterlicherseits der napoleonischen Dynastie fast näher verwandt als der preußischen.
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