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1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 15

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
- 15 — man thun soll, giebt einem Gott schon von selbst, was dienlich ist; es scheint also nur, als ob Ludwig fromm gewesen wäre. Wenn aber Ludwig vielleicht doch gar nichts Böses gethan hatte und der Kaiser sich irrte! — Die Flucht bleibt immer ein Unrecht. In diesem Falle hätte er sich mündlich und schriftlich verteidigen können. 2. Aber recht listig hat Ludwig seinen Plan vorbereitet. — Ja, das muß man ihm lassen, wenn er auch nicht fromm war, klug und listig ist er gewesen. Er stellte sich krank und sprach davon, daß der Kaiser ihn bald töten würde, um das Mitleid der Wächter zu erregen, damit sie um so eher Schreiber und Knecht zu ihm ließen. Das Testament war nur ein Vorwand. So konnte er auch heimlich mit seinem Knechte verabreden, was zur Flucht notig war. Listig, sehr listig war das alles; aber — ist finden zu lassen — gut war es nicht: Ludwig wurde ein Lügner und Betrüger, er sündigte gegen das achte Gebot. Zu erinnern ist an früher gewonnene Sprüche, wie: die Lüge ist ein häßlicher Schandfleck an einem Menschen. 3. Ludwig hat den Plan auch recht listig ausgeführt. — Ja, er hat sich verstellt, als vb er friere, um viele Gewänder, Mäntel, umthun, um ohne Aufsehen hin- und hergehen, um das Fenster öffnen zu können, und um die Wächter sicher zu machen. Aber das war diesmal wieder recht schlecht. Man soll seine Klugheit zum Guten verwenden. 4. Nach der Ausführung der That zeigt Ludwig wieder dieselbe falsche Frömmigkeit, wie bei dem Entschlüsse. — Es ist zwar anzuerkennen, daß er fein Versprechen hält, aber für ein gelungenes Unrecht kann man Gott nicht danken, die eingebildete Hülfe nicht mit Erbauung einer Kirche gewissermaßen bezahlen wollen. Auch darf man nicht denken, daß die Jungfrau und die Heiligen, welche die Katholiken anrufen, ein Unrecht begünstigen. Sollte sich aber bei den Kindern das Bedenken regen, daß ja doch das Unrecht gelungen ist, daß es also doch mit Gottes Willen geschehen ist, da ja gegen Gottes Willen nichts geschehen kann, so ist darauf hinzuweisen, daß Gott allerdings oft das Unrecht zuläßt — wenn auch auf keinen Fall unterstützt —, um seine Absichten zu verwirklichen; daß in Gottes Hand auch das Unrecht zum Besten dienen muß. Beispiele: Robinsons Flucht, die schließlich seine Besserung veranlaßte, Josephs Verkauf, falls die Geschichte schon behandelt ist. Iii. 1. Aus den beiden Geschichten, die wir von Ludwig gehabt haben, erkennen wir, wie listig er war. — Er gebrauchte sowohl eine List, um den unrechten Erwerb des Wartburgberges zu verdecken, als auch, um vom Giebichenstein zu entkommen. Beidemal gebraucht er feine Klugheit zum Schlechten. Das erste Mal ist ein Meineid die Folge der List; das zweite Mal lügt und trügt Ludwig, gerade so wie Jakob, als er mit List das Recht der Erstgeburt an sich brachte und nicht nur seinen Bruder, sondern auch seinen Vater betrog. Aber Gott spricht: (Iv.) „Leget die Lügen ab und redet die Wahrheit".
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