Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 54

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 54 — erweisen, wie sie es gerne mochte. Gewiß war ihr auch das vornehme, reiche Leben auf der Wartburg zuwider, seit sie mit ihrer Hände Arbeit sich ernährt hatte. Überschrift: Die Reue des Landgrafen. Wie wird Elisabeth von jetzt an leben? — Wohin sie sich auch begiebt, wird sie wie früher den Armen Gutes thun, sie wird viel beten, die Kirche besuchen 2c. 4. Zur Besprechung: Sie ging nach Marburg an der Lahn, weil diese Stadt ihr zum Witwensitz zugeschrieben worden war. In Marburg ist sie in keiner Weise als Fürstin ausgetreten. -Sie ist nicht in reicher Kleidung einhergegangen, nicht in einem schönen Wagen gefahren. Alle solche Dinge hatten für sie keinen Wert mehr. Sie dachte nur an Gott und an die Armen, wie wir vorausgesehen haben. Sie starb, wie wir schon früher angaben, gerade so ruhig und selig wie ihr Gemahl. Sie kann sogar die Umstehenden, die sich gewiß des Weinens nicht enthalten konnten, noch trösten über ihr Hinscheiden. Sie empfängt vor ihrem Tode wie ihr Gemahl das heilige Abendmahl. Überschrift: Das Lebensende der heiligen Elisabeth. Gesamterzählung. Ii b. 1. Warum mißfällt uns die Handlungsweise des neuen Landgrafen gegen Elisabeth so gründlich? — Er zeigt nicht die mindeste Liebe zu seinem verstorbenen Bruder; er bricht das Versprechen, welches er diesem gegeben hat; Elisabeth war eine schutzlose Witwe, welcher er hätte beistehen müssen, auch wenn sie nicht seine Schwägerin gewesen wäre. Elisabeth hatte nichts sich zu schulden kommen lassen, sondern ihr Wohlthun rechnete der Landgraf ihr als Vergehen an, und das war auch unrecht von ihm. Am häßlichsten aber ist es, daß er seine Verwandten deshalb vertreibt, um selbst für immer Landgraf zu bleiben und den Neffen um sein ererbtes Reich zu bringen. Das war eine Sünde gegen das neunte Gebot: viel schlimmer, als die Ludwigs des Springers gegen die Herren von Frankenstein; denn das waren doch Männer, die sich verteidigen konnten, aber hier eine hülflofe Witwe und ein unmündiges Kind, noch dazu seine nächsten Verwandten! Ludwigs Bruder ist herrschsüchtig, nicht edel und nicht fromm, denn an Gott kann er gar nicht gedacht haben. Vergessen dürfen wir freilich immerhin nicht, daß er später Rene gefühlt hat und sein Unrecht wieder gut machen wollte. Vielleicht dachte er an seinen Ahnherrn, Ludwig den Springer, der später auch seine Sünden bereute. 2. Ob die Art und Weise, wie Elisabeth wohlthätig war, immer die richtige war? — Die Bettlerin, welche Elisabeth höhnend vom Wege stieß, war es gewiß nicht wert gewesen, daß sie früher von ihr beschenkt worden war. Freilich wird gerade sie recht gebettelt und ihre Lage recht ärmlich geschildert haben. Aber das tbat sie nicht, weil sie in ihrem Unglück nicht anders konnte, sondern weil ihr jedes Mittel recht war.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer