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1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 88

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 88 — An den Frauen unserer Geschichte muß euch etwas auffallen? Die Königin Siegelind arbeitet mit eigener Hand an den kostbaren Kleidern für ihren Sohn und dessen Genoffen. Wenn das eine Königin thut, ohne sich zu schämen, so werden es wohl die anderen Frauen des Volkes, hohe und niedrige, auch thun. Und so war es auch. Die Frauen mit ihren Mägden verfertigten im Frauengemach alle Kleider und Leibwäsche, die von den Hausgenossen gebraucht wurden; sie verfertigten auch meist das Zeug dazu (Spinnen und Weben). Also? Es kann in der alten Zeit keine Handwerker wie unsere Weber und Schneider gegeben haben, welche jetzt den einzelnen Haushaltungen diese Arbeit abnehmen. Es fällt uns auf, daß Siegfried ein volles Jahr an Günthers Hof weilte, ohne die Schwester Günthers nur ein einziges Mal gesehen zu haben. Das ist nur erklärlich, wenn es damals Sitte war, daß die Fürstentöchter für sich in ihren Gemächern (Frauenhaus) blieben und sich^ nicht an den Gesellschaften der Männer, auch nicht der Gäste des Hofes, betheiligten; vielleicht es ihnen nur bei ganz besonderen Gelegenheiten gestattet, öffentlich in den Gesellschaften der Männer zu erscheinen. Darum konnte auch Kriemhild den Siegfried nur heimlich sehen und bewundern, während er selbst vergeblich auf ihren Anblick wartete. Auch eine uns neue Unterhaltung der Ritter lernen wir kennen? Es ist der Steinwurf und das Werfen des Speeres. Woraus wird es dabei angekommen fein? (Weite des Wurfes, Treffen des Zieles.) — Doch die Rüstung der Ritter, die bei Siegfrieds Einzug mitgeteilt wird, kennen wir schon. (Aufzählung der einzelnen Stücke.) Nur wird hier der Panzer nicht erwähnt, der entweder aus eisernen Platten und Schuppen bestand, oder aus unzähligen kleinen Ringen zusammengesetzt war (Kettenpanzer, Ringhemd, oder auch kurzweg Ringe genannt). Iii. 1. Siegfried zeigt hier wieder dieselben Eigenschaften, die wir schon früher an ihm kennen gelernt haben; denn er ist furchtlos, kühn, allen überlegen an Kraft und Gewandtheit, bescheiden, freundlich, liebenswürdig. Neu ist, daß er fest in feinem Willen bleibt. 2. Welche Sitten und Gebrauche lernten wir in unseren beiden letzten Erzählungen kennen, und wie sieht es heutzutage damit aus? Abrichtung von Falken zur Jagd aus Vögel — heutzutage nur Abrichtung von Hunden zur Jagd auf vierfüfjige Waldtiere und höchstens noch zum Aufspüren der ruhenden und Herbeibringen der geschossenen Vögel z. B.? Der Glaube an Träume und deren Deutung. Wir glauben nicht mehr daran und wer es doch thut, den nennen wir abergläubisch. Der rechte Glaube ist: Unser Schicksal steht in Gottes Hand; er allein weiß unsere Zukunft und wird alles zum besten lenken. Hohe und niedrige Frauen verfertigten früher Leibwäsche und Kleidung ihrer Familie; jetzt wird der größte Teil dieser Arbeit, durchweg aber die Anfertigung der Kleiderstoffe von besonderen Handwerkern, den Schneidern und Webern, oder auch von Fabriken besorgt
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