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1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 112

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 112 — Brunhild fühlte sich ja mit Recht gekränkt durch die ausweichende Antwort ihres Mannes und hatte alle Ursache, mißtrauisch zu werden. Aber trotzdem war es abscheulich von ihr, daß sie ihren Gemahl so schmählich behandelte und sein kleines Unrecht durch ihr großes Unrecht vergalt. Darum geschah es der Übermütigen ganz recht, daß Siegsried sie zum zweiten Male besiegte und demütigte und dadurch die wilde und stolze Frau für immer zahm und gehorsam machte. Siegfried gefällt uns zwar, weil er durch den zweiten Kampf mit Brunhild seinem Freunde ans der Not hilft und die böse Frau bestraft und bessert, aber doch müssen wir sagen: der zweite Kamps ist ein zweiter Betrug. Dieser Betrug läßt sich nur dadurch etwas entschuldigen, daß er durchaus nötig war, wenn Siegfried seinen Freund aus der durch den ersten Betrug geschaffenen Not befreien wollte. Die gewaltige Kraft, die Siegfried auch bei diesem zweiten Kampfe zeigte, gefüllt uns ebenfalls; aber daß er der Besiegten Ring und Gürtel nahm (aus den Wert dieser Dinge und auf das Eigentumsrecht kommt es selbstverständlich hier nicht an) und seiner Frau schenkte und dieser wohl auch das doppelte Geheimnis mitteilte, war doch recht leichtsinnig von ihm. Denn Kriemhild konnte irgendwie und -wo einmal das Geheimnis ausplauderu, und dann war das Unglück fertig. — Zuletzt zeigt lieh Siegfried als ein guter Sohn, der seinem Vater gehorcht und ihm die schwere Last der Herrschaft abnimmt, aber auch als ein guter König, der das schwere Königsamt mit Eifer und Treue verwaltet und dem Wohl seiner Unterthanen mit seiner ganzen Kraft dient. Kriemhild zeigt in unserer Geschichte Eigenschaften, die uns nur gefallen können. Sie ist dankbar gegen Siegfried, der ihr zu Liebe den beschwerlichen Botenritt gethan und sein Versprechen wegen ihres Brnders so treulich gehalten hat. Sie ist freundlich und liebevoll gegen die fremde, neue Verwandte und sucht ihr dadurch die Fremde zur Heimat zu machen. Sie liebt Siegfried mit ganzer Seele, weil sie das Große und Edle an ihm liebt und bewundert. Sie ist auch als Königin — gleich ihrem Mann — gut und liebevoll, besonders gegen ihre Dienerschaft, gegen Anne und Verlassene, Kranke und Notleidende. Hoffentlich ist sie auch verschwiegen und bewahrt getreulich das große Geheimnis, welches ihr Mann ihr anvertraut hat. — Zusammenfassung 2. Kulturhistorisches. Was uns über die Sitten und Gebräuche bei dem großen Fest in Worms erzählt wird, ist größtenteils schon bekannt: Ladung der Gäste, Vorbereitung für feine und reichliche Bewirtung, fowie für Unterbringung derselben; Schmuck der Häuser und des Palastes, Schmuck des königlichen Gefolges, besonders der Frauen, aus den Vorräten der Königin; Turnier (diesmal nnr so nebenbei unterwegs), Gastmahl, Gottesdienst, Ritterschlag, Hauptturnier, Geschenke an die Gäste. — Auch den „Botenlohn" für gute Botschaften treffen wir hier wieder. Neu ist, was uns von der Verlobung und Verheiratung Siegfrieds erzählt wird. Wie kommt die Verlobung Siegfrieds zu stände? Günther als Schutzherr der Schwester (an Vaters Statt) giebt
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