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1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 136

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 136 — Ritter vom Wettlauf ab und mahnteu sie, ihnen langsam nachzufolgen. Und warum ging Siegfried auf den verderblichen Vorschlag ein? Er wollte den Rittern zeigen, daß die Leute mit Recht seine Schnelligkeit rühmten, und damit er seine Schnelligkeit noch deutlicher offenbare,'gab er den Mitläufern einen Vorsprung (wie so?) und bürdete sich allein die schwere Last seiner Waffen auf, während die anderen im leichten Unterkleide laufen durften. Wer wird der Sieger im Wettlauf sein?. .. Ausmalen der eigenartigen Bildes des Wettlaufes durch die Schüler! Aber da hat sich der schlaue Hagen doch in seinem Mordexempel gewaltig verrechnet. Wie so? Siegfried ist zuerst an der Quelle, trinkt natürlich, um seinen brennenden Durst zu löschen, zuerst aus der Quelle, steht dann in voller Wehr und Rüstung vor seinem Feind, und Hagen hat keine Waffen; unterdessen kommen auch die übrigen Ritter heran, und Siegfried ist gerettet. Darum können wir noch für ihn hoffen und atmen auf aus unserer Angst um sein edles Leben. 2. Unsere Hoffnung ist zu Schanden geworden, der teuflische Mordplan Hagens ist gelungen, der arme Siegfried liegt tödlich getroffen in seinem Blute. Wie ist denn das nur möglich gewesen, da doch Siegfrieds Sache zuletzt so gut stand und seines Mörders Sache so schlecht? Siegfried trank eben nicht, wie wir doch gehofft, trotz seines Durstes; vielmehr legte er die Waffen ab und wartete aus Höflichkeit gegen seinen ältern Freund und Wirt, bis Günther getrunken. Das mußte er schwer büßen. Denn während er an der Quelle niederkniete und mit den Händen das kühle Wasser schöpfte, konnte er nicht sehen, wie hinter ihm der tückische Hagen rasch die Waffen zur Seite trug. Nun faßte Hagen den Speer Siegfrieds, gleichfalls unbemerkt von dem zum Trunke Niedergebeugten, spähte nach dem Kreuz, zielte darnach und stieß dann die scharfe Waffe mit aller Gewalt in Siegfrieds Rücken bis ins Herz. Da durchzuckt furchtbarer Schmerz den Ahnungslosen, tobend springt er aus, erkennt beim ersten Blick aus Hagen, was geschehen und wie es gemeint ist, und sucht nun nach seinen Waffen zur Rache. Doch er findet nicht sein scharfes Schwert (warum?), sondern nur seinen Schild. Indessen ist der Mörder voll Schreck über den Grimm des Getroffenen geflohen und läuft, wie er noch nie vor einem Mann gelaufen ist. Siegfried ihm nach mit dem Schild. Seinen Weg bezeichnet eine Blutspur und der blutige Speer, der bei dem heftigen Lauf aus der Wunde losgerissen worden ist. Er erreicht den Mörder und schlägt ihn mit noch immer furchtbarer Kraft nieder. Doch es ist umsonst. Er kann den Mörder nicht stärker strafen. Denn mit dem Herzblut ist auch die rote Farbe feiner Wangen und dazu die Kraft von Fuß und Hand entwichen. Er wankt und stürzt uno liegt in Gras und Blumen. Ein Blutstrom entquillt der Wunde, die Blumen werden rot. Nun ist doch Kriemhildens böser Traum in Erfüllung gegangen, wenn auch nicht wörtlich. Zwei Eber verfolgten Siegfried über die Heide — Günther und Hagen beim Wettlauf —, da wurden die Blumen rot, wenn auch nicht bei diesem Wettlauf, sondern erst nach dem mörderischen Stoße bei der Verfolgung des schlimmsten Ebers durch den verwundeten Jäger. Und
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