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1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 225

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
bruch eigentlich die Todesstrafe; nur um nicht die Schande der Undankbarkeit für seine langjährigen treuen Dienste auf sich zu laden, wolle er ihm das Leben schenken. Wie entschuldigt sich Hildebrand gegen diesen harten Vorwurf? Er habe kämpfen müssen, da die Burgunden ihm nicht das Wegtragen der Leiche Rüdigers gestattet hätten. (Das war nun freilich nicht ganz richtig, denn . . .) Welche Gedanken waren bei dieser Botschaft int Herzen Dietrichs? Zuerst ergriff ihn heftiger Schmerz um Rüdiger, dessen Tod durch Burgundenhand nun sicher war. Er weinte sogar um ihn, beklagte ihn als seinen treuen Freund und Helfer und beklagte am meisten die arme Witwe und Tochter des Gefallenen. Dann raffte sich Dietrich auf und entschloß sich zu männlicher That Er wollte die Burgunden zwar nicht bekämpfen, aber nötigenfalls durch Drohung zur Herausgabe der Leiche zwingen, und befahl deshalb die Rüstung seiner Mannen. Während aber Rüdiger über seinen Freund klagte, hatte ihn schon ein viel härteres Mißgeschick getroffen, von dem er noch keine Ahnung hatte. Jetzt aber mußte er es erfahren. Warum? Hildebrand, der die Mannen herbeirufen sollte, mußte nun gestehen, daß nicht bloß er, sondern alle Goten mit den Burgunden gestritten hätten, und daß er allein von allen übrig geblieben sei. Wie empfand der König diesen Schlag? Es war das schlimmste Herzeleid, das ihn je getroffen; darum weinte und jammerte er über die Maßen. Früher war er reich an Land und Leuten, jetzt ist er bettelarm an beiden. Ja, nach dem Tode seiner Mannen muß er auch seinen einzigen Reichtum — die Hoffnung hingeben; denn ohne Mannen kann er sich fein Königreich, aus dem ihn der übermächtige Feind vertrieben hat, nicht wieder erobern. Doch auch das würde er verschmerzen, aber daß er seine Mannen nie wieder sehen und grüßen kann, die er so lieb gehabt hat und die jahrzehntelang mit ihm Leid und Freud, Not und Sieg geteilt haben, das kann er nicht verschmerzen. In seinem Schmerz meint er auch, Gott habe ihn gewiß ganz vergessen, sonst würde er ihm nicht ein solches Leid angethan haben. Dies Leid ist so groß, daß er lieber sterben möchte als das Leid länger tragen; darum bedauert er, daß auch das größte Leid niemand töten kann. Blieb der König lange in diesem Schmerz? Er raffte sich bald auf aus dem Schmerz; denn er dachte: Es giebt für mich Besseres zu thun als zu klagen und zu weinen, nämlich das Leid wieder gut zu machen und diejenigen zu strafen, die mir das Leid gethan. Und darum rüstete sich der König und ging zum Saal. Was erkennen wir daraus? Er wollte mit den letzten beiden Burgunden kämpfen und dadurch Rache nehmen für den Tod seiner Mannen. Zur Übersicht über dieses Stück: Dreierlei Dinge kommen in diesem Abschnitt je zweimal vor: Hildebrand sagt zweimal Botschaft (Rüdiger ist tot; die Goten sind tot); Dietrich empfindet zweimal großen Schmerz (über Rüdiger und über seine Mannen); Dietrich faßt zweimal einen Entschluß (Forderung an die Burgunden, Kampf mit den Burgunden). Und diese sechs Dinge kommen in folgender Reihenfolge vor: Erste Bot- St aube u. ©opfert, Präparativnen. 15
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