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1. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 47

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 47 — Iia. Wir werden aus einem Gedicht fernen, wie jenes Weihnachts-feft verlief. Das Gedicht: „Kaiser Otto und Heinrich" wird durchgenommen. Zur Besprechung: Geächtet = vogelfrn (der Kaiser verhängte die Acht). Tie Schüler werden fragen, warum sich Heinrich gegen den Bruder empörte. — Er wollte — obgleich der jüngere — den Bruder vom Throne stoßen und selbst König werden. Einmal hatte er sogar mit vielen andern sich verbündet, um den Bruder zu ermorden. Es kann erwähnt werden, daß die Begebenheit sich nicht in Quedliu-burg, sondern in Frankfurt a. M. zutrug, vielleicht auch, daß die Stelle unworm ist: „Jetzt schweift er durch die Lande geächtet, flüchtig hin", daß Heinrich vielmehr von Ingelheim, wohin ihn Otto in Gewahrsam ljaüe bringen lassen, entwich, um in Frankfurt Ottos Liebe wieder zu gewinnen"— Auch wird nur von einer zweimaligen Verzeihung berichtet. Die Schüler sind hineinzuversetzen in die Gefühle, die Heinrich durchstürmten: zuerst die tiefste Zerknirschung (denn sein ganzes Benehmen läßt erkennen, daß er diesmal von wahrer Reue erfüllt war), dann der Jubel seines Herzens über die Versöhnung mit seinem Bruder und das beiße Dankgefühl für dessen Gnade und Liebe. Im Herzen des Königs aber löste sich der Widerstreit in seligste Freude auf. So schön endete das Weihnachtsfest, das so trüb begonnen hatte. Iib. Aber vielleicht habt ihr ein Bedenken! 1. Durfte denn Otto vergeben? — Das Vergehen Heinrichs war zwar se.hr schwer, ein Empörer, noch dazu ein mehrfacher, der den Bruder hatte vom Throne stoßen und sogar hatte töten wollen, dem schon einmal die schwere Schuld vergeben worden war, ohne daß er in sich gegangen wäre, hatte den Tod reichlich verdient. Ja, man könnte meinen, Otto hätte gerade an dem Bruder seine strenge Gerechtigkeitsliebe vor aller Welt zeigen müssen. Aber man muß wohl bedenken, daß diesmal die Reue Heinrichs echt war; es wäre doch zu schrecklich und unmenschlich gewesen, wenn Otto am eignen Bruder das Todesurteil hätte vollstrecken lassen, er wäre darüber wohl nie zur Ruhe gekommen. Darum gefällt es uns, daß er ooji_ dem Beanadiqunasreckt. das dem Fürsten zusteht, Gebrauchs machte und Gnade für Neckt ergeben ließ. 2. Also kann man dem Abt auch keinen Vorwurf daraus machen, daß er den Kaiser veranlaßte, Gnade an üfen. — Nein, er hat sich dadurch ein großes Verdienst erworben. Als keiner wagte „dem Löwen seinen Raubju wehren"^ als jeder sich scheute, auch nur sich zu regen, da_pllpe^er Abt, daß er hier stehe im Namen Gottes, der zu allen Zeiten in der Menschen Thun einreden darf. Er fühlte vielleicht auch, daß er des strengen Kaisers eigentliche Gedanken mit seinen Worten aussprechen würde, daß wohl der Kaiser die Pflicht habe, unerbittliche Gerechtigkeit gegen den Bruder zu üben, auch um der andern willen, daß aber sein innerstes Gefühl ihn antrieb, Gnade zu üben, und diesem
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