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1. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 69

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 69 - die sie an dem hülflosen Weibe auslasten (Nachweis!). Und nicht das mindeste Recht hatte Berengar, so zu handeln, denn Adelheid hatte ihren freien Willen. So fällt denn aus ihn und auf seine verabscheuenswerte Gemahlin alle Verantwortung und Schuld, nicht nur an dem Unglück Adelheids, sondern auch an dem Krieg, und es geschah ihm recht, daß er nach Ottos Ankunft von allen verlassen wurde, so daß seine herrschsüchtigen Pläne scheiterten. 2. War es aber recht, daß Adelheid aus dem Kerker floh? Wir haben doch die Flucht Ludwigs des Springers vom Giebichenstein als ein Unrecht erkannt! — Das war etwas ganz anderes. Denn Ludwig hatte ein Verbrechen begangen und war deshalb von seiner rechtmäßigen Obrigkeit, dem Kaiser, gefangen gesetzt worden. Er durfte nicht entfliehen, sondern mußte der Obrigkeit Unterthan sein und die über ihn verhängte Strafe ruhig auf sich nehmen, auch wenn es die Todesstrafe war. Adelheid aber hatte kein Unrecht begangen; sie war eine gute Königin gewesen, wie das Lob der Wallfahrer bezeugt; sie konnte also auch nicht bestraft werden. Und wenn sie ein Unrecht begangen hätte, durste Berengar sie nicht strafen, er war nicht für sie die Obrigkeit, denn sie war Königin. Darum ist es nicht nur kein Unrecht, wenn Adelheid aus dem Kerker flieht, sondern es ist sogar recht, denn sie konnte sich denken, daß Berengar ihr Schicksal nicht bessern, wohl aber verschlimmern würde; ein widriges Geschick aber, unter dem man leidet, soll man mit aller Kraft bekämpfen, ein Unglück, das einem droht, mit allen Mitteln zu verhüten suchen. Und Adelheid wandte die Waffen an, die ihr zu Gebot standen: Klugheit und List (Ausführung!). 3. Freilich Adelheid allein hätte wohl trotz aller Klugheit und List nicht entkommen können! — Zum Glück standen ihr treue und gute Menschen bei. So die Magd, die sie in ihrem Unglück nicht verließ; der Priester, der sie nicht nur mit frommen Worten tröstete, sondern auch thatkräftig hilfreiche Hand anlegte, um die Unglückliche zu befreien; der Fifcher, der Mitleid mit den fremden, notleidenden Frauen fühlte; der Bischos, der nicht Berengars Rache fürchtete, sondern dem Gebote des Christentums gemäß der unschuldig Verfolgten Hülfe leistete und Unrecht zu verhindern fnchte. (Die Belege zu den einzelnen Sätzen sind von den Schülern hinzuzufügen.) 4. Noch viele andere fühlten mit der Not und dem Jammer der italienischen Königin Mitleid. — Ja, aber ohne zu helfen! Thatkräftige Hülfe leistete nur noch König Otto. Darum müssen wir ihn edel und ritterlich nennen. (Aber wurde sein Edelmut nicht vergiftet durch den Gedanken, um Adelheid zu werben und mit ihrer Hand das Königreich Italien zu gewinnen? Vielleicht fragen schon die Schüler in ähnlicher Weise. —) Daß Otto mn Adelheid werben will, ist natürlich kein Unrecht; Adelheid konnte ja die Werbung annehmen oder abschlagen, und Otto wurde im letzteren Fall die Königin gewiß nicht verfolgen wie Berengar. Daß Otto aber zugleich Italien gewinnen will, sieht allerdings wie Eigennutz aus. Wenn wir jedoch bedenken, in welcher Unordnung sich damals Italien befand, daß Berengar Gewalt vor Recht gehen ließ und
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