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1. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 68

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 68 — Dieser Mutwille und lügenhafte Vorbehalt des Papstes macht nun zu Rom ein solches Jzsejen, daß niemand davon reden kann. Da ist ein Kaufen Verkaufen, Wechseln, manschen, Rauschen, Lügen, trügen. Rauben, Stehlen, Prachten, Büberei, ans allerlei Wei,e Gottesverachtung, daß es dem Endchrist nicht möglich ist, lästerlicher zu regieren. Es ist nichts mit Venedig, Antwerpen, Kairo gegen diesen Jahrmarkt und Kaufhandel zu Rom, nur daß dort noch Vernunft und Recht gehalten wird er geht es, wie es der Teufel selbst will. Sollten sich solche Leute nicht billig furchten vor der Reformation und einem freien Konzil und eher alle Könige und Fürsten gegeneinander hetzen, daß nur nicht durch ihre Einigkeit ein Konzil werde? <der mag leiden, baf) solche feine Büberei an den Tag komme? Zuletzt hat der Papst zu allen diesen edlen Händeln ein eignes Kaufhaus aufgerichtet, dav ist des Datarius*) Haus zu Rom. Dahin müssen alle die kommen, die dieser Weise nach um Lehen und Pfründen handeln. Hast du nun Geld in diesem Hause, so kannst du zu allen den gesagten Stücken kommen, und nicht allein zu denselben, sondern allerlei Wucher wird hier um Geld redlich, alles gestohlene, geraubte Gut gerechtfertigt. Hier werden die Gelübde aufgehoben; hier den Mönclien Freiheit gegeben, aus den Orden zu gehen; hier ist feil der eheliche Stand der Geistlichen; hier kann alle ltnehie und Schande zu Würden kommen; aller böse Tadel und Mal wird hier zum Ritter geschlagen und edel. Hier leidet man den ehelichen Stand, der in verbotenem Grad ist oder sonst einen Mangel hat. O welch eine Schätzerei und Ächtnöeiei regiert da, daß es den Anschein hat, als feien alle geistlichen Gesetze allein Darum gesetzt, daß nur viel Geldstricke würden, daraus sich lösen muß, wer ein Christ lein (oll! Ja, Hier wird der Teufel ein Heiliger und ein Gott dazu; was Himmel Glicht vermag, das vermag dies Haus. O wie ein schlechter Schatz ist der Zoll am Rhein gegenüber diesem Heiligen Hansel Niemand soll achten, daß ich zu viel sage. Es ist alles öffentlich, daß sie selbst zu Jiom bekennen müssen, es fei greulicher und mehr, denn jemand sagen könnte, ^ch habe noch nicht, will auch noch nicht berühren die rechte höllische Grundsuppe von den persönlichen Lastern. Ich rede nur von gemeinen, geläufigen Sachen und kann ite dennoch mit Worten nicht erlangen. ®enn ^as sie mit Ablaß, Bullen, Butterbriesen und Beichtbriefen ***) in allen -ändern gestohlen haben, noch stehlen und erschinden, achte ich als Flickwerk und gleich, als wenn man mit einem Teufel in die Hölle würfe. Nicht, daß sie wenig eintragen, denn ein mächtiger König könnte sich wohl davon erhalten, sondern daß sie gegen die oben genannten Schatzzuslüsse nicht zu vergleichen sind. Ich schweige auch noch zur Zeit, wohin solches Ablaßgeld gekommen ist. Ein anderes Mal will ich danach fragen. _ .. Dieweil denn solches teuflisches Regiment nicht allein eine öffentliche Räuberei, irugerei und Tyrannei der höllischen Pforte ist, sondern auch die Christenheit an X, un^ Seele verdirbt, sind wir hier schuldig allen Fleiß anzuwenden, solchem ^ammer und Zerstörung der Christenheit zu wehren Wollen wir wider die Türken streiten, so lasset uns hier anheben, da sie am allerärgsten sind. Henken wir mit Recht _ die Diebe und köpfen die Räuber, warum sollten wir den römischen Geiz freilassen, der der größte Dieb und Räuber ist, der auf Erden gekommen ist oder kommen mag, und das alles in Christi und S. Peters heiligem Namen ? Wer kann es doch zuletzt leiden oder schweigen? Es ist je gestohlen und geraubt fast alles, was er hat, das ist je nicht anders, welches, aus allen Historien bewährt wird. Ey hat je der Papst solche große Güter nicht gekauft, daß er von feinen Ämtern bei zehnhunderttausend Dukaten erheben kann ohne die oben genannten Schatzgruben und fein Land. So hat es ihm Christus und S. Peter auch nicht vererbt, so hat es ihm auch niemand gegeben noch geliehen, so ist es auch nicht ersessen noch er-jährt. sage du mir, woher mag er es haben? Daraus merke, was sie suchen und meinen, wenn sie Legaten heraussenden, Geld zu sammeln wider den Türken. *) Datarius, weil hier das Datum der Verleihung aller Lehen angemerkt wird. **) Erlaubnisschein, an Fasttagen Fleisch zu essen. ***) Beichtbriefe, durch welche die Beichtväter das Recht erhielten, jemand von den Fastengeboten
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