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1. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 121

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 121 — mit den Bauern verhandeln, sollen ihnen gewähren, was recht und billig ist, und sollen bedenken, daß sie zur Wohlfahrt und nicht zur Aussaugung der Unterthanen eingesetzt sind. Die Bauern mißbrauchen Gottes und Christi Namen, denn Gott verlangt Gehorsam gegen die Obrigkeit, auch gegen den bösen Herrn, und Christus gebietet Leiden und Dulden; daher ist Aufruhr stets unchristlich. Ihre Artikel sind teils recht (der erste), teils unrecht (der zweite und dritte; Dieberei nennt Luther die Verweigerung des Zehnten, weil diese Abgaben die rechtmäßigen Einkünfte der Grundbesitzer sind), teils zur weiteren Verhandlung geeignet. Herren und Bauern sind also beide im Unrecht und haben die Schrift sowie die Geschichte gegen sich. Der Kampf zwischen ihnen würde daher auf beiden Seiten ein sündhafter Kampf ums Unrecht sein und würde unermeßliches Elend über Deutschland bringen. Darum ist es das allein Richtige und Christliche, wenn beide Parteien durch Vertrauensmänner gütlich mit einander verhandeln und sich durch gegenseitiges Nachgeben in ihren Forderungen einigen. Wir müssen Luther recht geben, er hat wirklich christlich und unparteiisch geurteilt. — Überschrift. Ob Luthers Ermahnung helfen wird? 3. Der Bauernaufstand in Süddeutschland und Thüringen. Luthers Ermahnung kam zu spät. Als sie in den letzten Tagen des April durch den Druck verbreitet wurde, waren schon greuliche Dinge geschehen. In Schwaben, in Franken und im Elsaß hatten sich gewaltige Bauernhaufen zusammengerottet — man schätzte ihre Zahl auf mehr als hunderttausend; sie kündigten den Fürsten und Bischöfen den Gehorsam aus, zwangen die widerstrebenden Bauern sowie die kleinen Städte zur Heeresfolge, nötigten viele Ritter und Fürsten zum Gelöbnis der Ergebenheit und zur Anerkennung der 12 Artikel, plünderten und zerstörten eine Masse von Klöstern und Burgen, mißhandelten und ermordeten die besonders verhaßten Herren. Am greulichsten hausten sie nach der Eroberung von Weinsberg, wo sie den gefangenen Grafen von Helfenstein nebst 18 Rittern in die Spieße jagten. (Ausmalung dieser Scene nach Göthes „Götz von Berlichingen"). Im Übermut des Sieges verlangten sie noch weit mehr, als in den 12 Artikeln festgesetzt war: Alle Fürsten, Ritter, geistliche Herren, Klöster und Burgen sollen abgethan roerben, nur der Kaiser und eine allgemeine Reichssteuer sollen bleiben. Wie vom Schrecken gelähmt, ratlos und thatlos stauben die Fürsten biesem furchtbaren Ausbruch des bäuerlichen Grimmes gegenüber. In Thüringen roar der Ausstand der Bauern hauptsächlich durch den uns schon bekannten Pfarrer Thomas Münzer entfacht roorben. Er hatte festen Fuß in der Reichsstadt Mühlhausen gefaßt, hatte hier die niebere Bürgerschaft für sich gewonnen, den Rat der Stadt zur Abdankung gezwungen, die Gewalt an sich gerissen, in den Kirchen Silber und Altäre zerstört, die Mönche und Geistlichen vertrieben und
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