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1. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 177

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 177 — spanisch - österreichischen Weltreichs scheitert am Widerstand Europas (Frankreich, Türkei, Italien, Schmalkaldischer Bund); die Zusammenhaltung der gewonnenen Herrschaft und ihre Vererbung auf seinen Sohn Philipp scheitert an dem Widerspruch der deutschen Fürsten, die keine spanische Fremdherrschaft in Deutschland haben wollen; die Unterdrückung der deutschen Reformation und die Verhinderung der Kirchenspaltung scheiterte an dem Widerstand der Protestanten, besonders aber durch den kühnen Kriegszug des Kurfürsten Moritz, der als gelehriger Schüler seinen listigen Lehrer noch überlistete. So war Karls ganze Lebensarbeit vergebens, weil er sich dem Recht und der Wahrheit und der Freiheit entgegenstellte, und diese bittere Erfahrung war die gerechte Vergeltung für sein verkehrtes und selbstsüchtiges Handeln. Diese bitteren Erfahrungen machten ihn auch herrsckens-müde und lebensmüde und trieben ihn ins Kloster. Hätte er nur früher erkannt, daß der Herzensglaube der Völker sich nicht kommandieren läßt, und daß der evangelische Glaube wertvoller ist als der Vorteil des Hauses Habsburg! Moritz von Sachsen. Er zeigt uns ein doppeltes Antlitz und ein zweigeteiltes Herz. Der Moritz von 1546 ist erfüllt von brennendem Ehrgeiz, von blinder Gier nach größerer Macht und größerem Besitz (Herrschsucht). Er will um jeden Preis Kurfürst von Sachsen werden, darum wird er zum Verräter an feinen natürlichen Freunden, verbindet sich als evangelischer Landesvater mit dem Todfeind des Evangeliums und verhilft diesem Feind zum Sieg über den eigenen Glauben. So verletzte der „Judas von Meißen", wie ihn das evangelische Volk mit Recht nannte, um schnöden Gewinnes willen seine Pflicht als evangelischer Fürst, gab treulos fein Fürstenwort (Schutz Kurfachsens) mit der festen Absicht, es zu brechen, verriet damit zugleich feinen eigenen Schwiegervater und lieferte ihn in die furchtbare Gefangenschaft, verriet Freunde und Glauben, um zu stehlen und zu rauben. Alles Unheil, das der Sieg des Kaisers über das Evangelium und über Deutschland brachte, war sein Werk und seine Schuld. Der Moritz von 1552 ist ein anderer, die Erfahrungen von fünf Jahren haben ihn nicht bloß klüger, sondern auch besser gemacht. Er erkennt, daß er seinen Schwiegervater, seinen Vetter, den evangelischen Glauben und das gute Recht der deutschen Fürsten ins Verderben gestürzt hat; er bereut seinen Fehler und will ihn wieder gut machen dadurch, daß er den niedergetretenen Glaubensgenossen und Standesgenossen die Freiheit erkämpfen will. Wohl ist er auch jetzt nicht wählerisch in seinen Mitteln (Überlistung des Kaisers, Verrat deutschen Landes an Frankreich), aber klug, thatkräftig und rücksichtslos verfolgt er sein hohes Ziel, und siegt daher über den allmächtigen Kaiser und beugt ihn unter seinen Willen. Mit großer Weisheit benutzt er seinen Sieg; er hat richtig erkannt, was Deutschland not thut, und was erreichbar ist, nämlich nicht die religiöse Einigung des gespaltenen Deutschlands durch ein Konzil, wohl aber die gegenseitige Staude u. Göpsert, Präparationen. Bd. Iv. 12
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