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1. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 126

1898 -
— 126 — Frankreich getroffen? — Gut: Zuerst wurde Holland erobert, sonst konnte von dort aus ein Heer den Verbündeten in den Rücken fallen. Von drei Seiten her dringen die verbündeten Heere in das Land ein. Das Ziel ist Paris, dessen Besitz den Krieg entscheiden muß. Die Heere marschieren nicht zusammen, damit nicht die Verpflegung erschwert wird. 2. Wem am meisten ist das Gelingen des Feldzugs zuzuschreiben? — Blücher, der unermüdlich ist: erdringt vor, er ist der erste, der den gefürchteten Napoleon schlägt; er wird geschlagen, aber er ist nicht entmutigt, sondern rasch wieder in Ordnung dringt er aufs neue vor und macht dadurch dem andern Heere Luft, so daß auch dieses wieder vordringen und Paris, das Ziel, erreicht werden kann. 3. Wie zeigt sich Napoleon in diesem Feldzug? — Unbeugsam, alle Mittel versucht er, um sein Schicksal zu wenden; auch noch als er schon nach menschlicher Rechnung verloren schien. Bis zuletzt bewahrt er seine Haltung (Nachweis!) Dabei scheut er sich aber nicht, den Krieg nur feiner Person und Herrschaft willen fortzuführen. Er weiß, daß die Verbündeten nur den Friedensstörer beseitigen wollen, und doch stürzt er tausende in Tod und Verderben und bringt die Schrecken des Kriegs in sein Vaterland. Sein Eigennutz kennt keine Grenzen. Als er in Deutschland geschlagen war, hätte er Frieden schließen und, wenn er nicht ohne die frühere Macht regieren wollte oder konnte, abdanken müssen. Er dachte gar nicht daran, daß er des Volkes wegen fein Amt zu führen habe. 4. Wie verhält sich das französische Volk? — In den Tagen des Glücks hatte es Napoleon zugejubelt trotz all des Unrechts, das er sich hatte zu sckulden kommen lassen. In den Tagen des Niedergangs kam wohl den Franzosen das Unrecht, das ihnen von Napoleon zugefügt wurde, deutlich zum Bewußtsein, aber sie hatten nicht den Mut, ihm entgegenzutreten und auf seiner Bahn halt zu gebieten. Und als er von feinen Feinden niedergeworfen war, da wandte sich das Volk kalt von ihm ab und jubelte seinen Feinden zu und dann Ludwig Xviii., dessen Bruder es erst vor 21 Jahren hatte hinrichten lassen. Das französische Volk zeigt sich unzuverlässig und wetterwendisch, vor allem die Pariser. 5. Aber um so besser bewähren sich die in Frankreich eingedrungenen Verbündeten! — Es scheint so, als ob sie als rechte Christen handelten, sie treten, nachdem Napoleon besiegt und abgesetzt ist, in Paris nicht als Feinde auf, sondern als Freunde des französischen Volkes und lassen den Franzosen, um das deutlich zu zeigen, im Frieden zu Paris nicht nur erobertes deutsches Land, sondern auch noch die geraubten Kunstschätze. An Zurückgabe der früher geraubten Länder: Elsaß und Lothringen, wurde gar nicht gedacht, und nicht einmal die aufgewendeten Kriegskosten wurden zurückverlangt. — Bei näherer Betrachtung ist das eine falfche Großmut, ja eine unverzeihliche Schwäche; die Gerechtigkeit erfordert, daß man dem Räuber das geraubte Gut abnimmt. Den Räuber hatten die Verbündeten verjagt, aber den Raub ließ man denen, denen er nicht gehörte. Und so un-
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