1898 -
- Autor: Göpfert, Armin, Staude, Richard
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Zustimmung zur Zurückweisung Der französischen Anmaßung. Alle Zwietracht ist verschwunden. Gegen den übermütigen Feind ist man einig in ganz Deutschland, im Norden wie im Süden. In Süddeutschland wird sofort, getreu den 1866 geschlossenen Verträgen mobil gemacht, und König Wilhelm übernimmt über alle deutschen Truppen den Oberbefehl. In größter Ordnung und Schnelligkeit sammeln sich drei Heere *): unter dem Befehl des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm die dritte Armee, Preußen, Thüringer, Bayern, Württemberger, Badenser, bei Speyer und Landau; die erste bei Trier, die zweite dazwischen. Kriegsfreiwillige, freiwillige Verpflegung :c.
Überschrift: D i e Kriegsbereitschaft in Deutschland.
Dennoch wiegte man sich in Deutschland nicht in Sicherheit ein. Man hegte sogar anfänglich manche Befürchtungen. — Napoleon hatte sich schon lange aus den Krieg vorbereitet:
1. durch Ausbildung eines tüchtigen Heeres; Chassepot-Gewehre (dem Zündnadelgewehr an Tragweite und Feuergeschwindigkeit überlegen), Mitrailleusen. Der französische Kriegsminister meinte, die Armee sei überbereit.
2. (so wie Maria Theresia vor dem siebenjährigen Krieg) — durch Bündnisse, mit Österreich (1866) und mit Italien (ergänzt der Lehrer), das Rom von der Gunst Napoleons, der den Papst in dem Rest des Kirchenstaates schützte, zu erlangen hoffte.
Freilich wollten die Österreicher und Italiener den Franzosen erst dann zu Hilfe kommen, wenn sie siegreich in Deutschland eingedrungen wären. — Es kam alfo für die Franzosen alles darauf an, so rasch wie möglich über den Rhein zu kommen.
Dazu trieb Napoleon die Hoffnung auf noch andere Bundesgenossen (denkt an 1866!) —- auf die Süddeutschen.
Zwar die Schutz- und Trutzbündnisse kannte er, wie dachte er sich aber wohl trotzdem die Sache? — (Karte!) Wenn er rasch über den Rhein ginge und sein Heer zwischen Nord- und Süddeutschland vorschöbe, so würde, wie er hoffte, unter den Süddeutschen der alte Haß und die Rachsucht erwachen. Da nun Napoleon den Krieg schon lange vorbereitet hatte und einen Vorsprung zu haben schien, so fürchtete man in Deutschland anfänglich, fein Plan könne zur Ausführung kommen.
Warum er nicht zur Ausführung kam? — Das Lesestück: „F ran -z ö s i) ch e Depesche n".
Das französische Heer war nicht in der Verfassung, einen Einbruch in Deutschland zu unternehmen, und deshalb wurden auch alle die schönen Pläne zu nichte. Mühsam in beispiellosem Wirrwarr sammelten sich die beiden französischen Heere bei Straßburg und bei Metz. Kaum konnte Napoleon das Gefecht bei Saarbrücken zustande bringen, um doch
*) Das alles ist wohl als besannt vorauszusetzen und bedarf nur gelegentlicher Ergänzungen.