Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 197

1898 -
— 197 — — Früher kannte man keine Steuern. Die alten Sachsen waren ja so erbittert, als sie den „Zehnten" bezahlen sollten, daß sie sich dadurch mit zu den fortwährenden Empörungen gegen Karl den Großen hinreißen ließen. Sie kannten also keine Steuern. Auch später gab es, abgesehen eben von dem Zehnten, den die Kirche verlangte, keine Steuern, da die Beamten ihren Unterhalt in Naturallieferungen erhielten und vor allem das Heer, der Heerbann, wie später das Vasallenheer, sich selbst zu erhalten hatte. Steuern wurden erst erhoben, als die Fürsten Söldnerheere (Landsknechte :c.) anwarben, die regelmäßig ihren Sold bekommen mußten. (So legte Maximilian I. den „gemeinen Pfennig" auf; jeder, der über 15 Jahre alt war, mußte von je 1000 Gulden seines Besitzes einen Gulden, von 500 Gulden einen halben Gulden bezahlen. Mit der Einnahme dieser Steuer waren die Pfarrer beauftragt.) Aber regelmäßige Steuern, wie wir sie jetzt haben, kamen erst auf, als die stehenden Heere eingeführt wurden. So haben wir die Accise, zuerst bei dem großen Kurfürsten, dann bei Friedrich dem Großen, als beständige indirekte Steuer gefunden, während die damalige „Kopf-" und „Grundsteuer" dem Kurfürsten von den Ständen erst bewilligt werden mußte. In unserem Jahrhundert haben wir nun die direkte und die indirekte Steuer, die Verbrauchssteuer und die Handelssteuer (Schutzzölle, Finanzzölle.) Wird nun das Heer vermehrt, so tritt natürlich eine Erhöhung der Steuern ein, ebenso wenn andere Ausgaben des Staates steigen; so sind denn in den letzten Jahrzehnten die Steuern bedeutend gewachsen. In der That hat also das Staatswesen, je mehr es sich entwickelt hat, von seinen Mitgliedern immer größere Leistungen beansprucht. Aber schon, als wir die „Freiheit" der alten Sachsen besprachen, erkannten wir, daß dabei der Schwächere von dem Stärkeren unterdrückt wurde. Weiterhin sahen wir, daß die Deutschen bei den Einfällen der Ungarn zur Zeit Heinrichs I. und Ottos des Großen Haus und Hof, ja Leib und Leben infolge der unvollkommenen Einrichtungen einbüßten. Dasselbe predigen die Zeiten des dreißigjährigen Kriegs und Ludwigs Xiv., diese Lehre giebt noch die Erniedrigung Deutschlands durch Napoleon I., als die staatlichen Verhältnisse in unserem Vaterlande denen des Nachbarlandes so weit nachstanden. Wie ganz anders mutet es uns an, wenn wir sehen, wie der große Kurfürst, Friedrich Wilhelm I., Friedrich der Große seine Unterthanen kräftig und mit Erfolg schützt, wie er allen ihren Bedürfnissen gerecht zu werden sucht; wie fühlen wir uns erhoben beim Betrachten des Befreiungskrieges, dem in Preußen eine fo gewaltige Verbesserung des Staatswesens vorausgegangen war; wie ganz anders gefällt uns der Aufschwung ganz Deutschlands in den letzten Jahrzehnten mit seinen Erfolgen. Freilich überall und immer wieder finden wir diese Zeiten des Aufschwungs, der Sicherheit, des Wohlbefindens der Staatsbürger geknüpft an ihre kräftige Mitwirkung, sei es mit, sei es gegen ihren Willen; und je energischer ihre Mitwirkung desto größer der Erfolg. Wenn wir nun gegeneinander halten jene unvollkommenen Ein-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer