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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 3

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 3 — 4. Womit sich die Sorben beschäftigten. Da die Wälder so zahlreiches Wild beherbergten, so widmeten sich die Sorben gern der Jagd. Hinter dicken Baumstämmen stand der Sorbe auf der Lauer. Mit Lanze und Spieß, Pfeil und Bogen erlegte er den raubgierigen Wolf und Bären, das wilde Schwein, wie auch das behende Reh und den schnellen Hirsch. Das Fleisch der erbeuteten Tiere ward in der Sonne gedörrt und dann genossen. Die Haut wurde abgezogen und ebenfalls in der Sonne getrocknet; sie diente am Tage als Mantel und in der Nacht als Deckbett; denn man verstand damals noch nicht, das Fell zu Leder zu gerben. Die Sorben, welche an den Flüssen wohnten, trieben eifrig Fischfang. Die Viehzucht stand im hohen Ansehen; ja, im Anfange bildete die Viehzucht die Hauptbeschäftigung und die Hauptnahrungsquelle der Wenden. Da zogen diese wandernd von Ort zu Ort, von Weide zu Weide, wie Abrahams und Lots Hirten. Allmählich aber betrieben die Sorben den Ackerbau weit mehr. Sie singen an, die dichten Wälder Sachsens auszuroden und in fruchtbares Ackerland umzuwandeln, wo und wenn ihnen dies nicht zu viel Mühe bereitete; denn die mühsame und harte Arbeit scheuten sie ebenso sehr wie die alten Deutschen. Das Ausroden machten sie sich möglichst leicht, denn sie steckten die Wälder einfach in Brand und benutzten die Holzasche dann zur Düngung des Bodens. Sie trockneten aber auch zuweilen Sümpfe aus und pflügten den Boden mit ihrem hölzernen Hakenpfluge kreuz und quer, wodurch der Boden zwar etwas gelockert und aufgerissen, aber nicht gewendet wurde. In den nur notdürftig aufgelockerten Acker säeten sie Hafer und Gerste, Korn und Weizen, Hanf und Flachs. Das Getreide ward mit der michel abgemäht und dann auf der Tenne unter freiem Himmel ausgedroschen. Daher nannten sich die Wenden Sorben, d. h. Sichelmänner, Ackerbauer. Häufig bauten sie auch Rüben und Rettiche und Hopsen, ja, sie trieben schon ein wenig Garten- und Obstbau. Sie singen an, die saureu Holzäpfel zu veredeln und saftreiche, süße Obstarten zu ziehen. In manchen Dörfern pflegte man ganz besonders den Obstbau, so in Gablenz bei Chemnitz; dies erhielt daher seinen Namen Apfelbaumdorf. Die Sorbenwenden kannten auch schon eine Menge anderer Beschäftigungen, die wir als die Anfänge der Gewerbe ansehen müssen. Aus dem Flachs oder der Schafwolle spannen die Frauen Garn; daraus stellten sie dauerhafte Gewebe her, woraus sie dann Gewänder, Zelte und Segel fertigten. Aus dem Lehm und Ton brannten sie Ziegel. Töpfer formten mit der Hand und der Drehscheibe Töpfe, Krüge und andere Gefäße, die man dann im Feuer hart brannte. Schmiede fertigten auch fchon mancherlei Geräte und 1*
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