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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 26

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 26 — lag. Am schlimmsten erging es der Stadt Gera. Nach langer Verteidigung fiel es den wutschnaubenden Tschechen in die Hände. Apel von Vitzthum hatte ihnen erlaubt, die eroberte Stadt plündern. Wie reißende Wölfe fielen sie über die armen Bewohner her. Alles, was einen lebendigen Odem hatte, erstachen sie, niemand schonten sie in ihrer Blutgier. Selbst die, die sich in ihrer Angst ins Gotteshaus geflüchtet hatten, ereilte der Tod, denn Apel von Vitzthum ließ die Kirche mit den großen Donnerbüchsen oder Kanonen zusammenschießen. 5000 Menschen verloren durch die Zerstörung Geras ihr Leben. Eine blühende Stadt lag wieder in Schutt und Asche da. Friedrichs Heer suchte diese Schandtaten zu rächen, indem es Thüringen verwüstete. So ließ ein Anführer von Friedrichs Heer an einem Tage gegen 60 Dörfer in Brand stecken. Aber zu einem wirklichen Kampfe zwischen den Heeren kam es fast nie. 3. Wie der sanftmütige Friedrich den Bruderkrieg beendete. Friedrich hieß mit Recht der Sanftmütige. Er hatte schon oft seinem Bruder nachgegeben, damit es nicht zum Kriege kommen sollte. Als Wilhelm ihn dennoch anfing, da erlosch seine Treue und Liebe zu seinem Bruder doch nicht. Einst zog er mit seinem Heere nach Freiberg, um es für sich allein einzunehmen; denn es gehörte ja noch zur Hälfte seinem Bruder. Die braven Freiberger hatten beiden Treue geschworen und wollten sie keinem brechen. Deshalb zogen die Ratsherren mit den Sterbekleidern ans den Armen auf den Markt, wo der Kurfürst Friedrich mit seinem Heere hielt. Vor ihm fielen sie auf die Kniee nieder, und der silberlockige Bürgermeister sprach: „Hochgebietender Herr! Es will sich mit unserer Ehre und unserem Gewissen nicht vertragen, daß wir Euch allein gehorchen und dem Herzog Wilhelm die Treue brechen, die wir ihm geschworen haben. Wir würden ja einst mit Schanden in die Grube fahren müffen. Unser Leben steht jetzt in Enrer Hand; aber lieber wollen wir uns den grauen Kops zu Füßen legen lassen, ehe wir unseren lieben Herrn verleugnen." Solch ehrliche und treue Leute wollte Friedrich der Sanftmütige nicht hinrichten lassen. Vielmehr freute er sich darüber, daß sie ihren Treueid so fest hielten. Deswegen richtete er den greisen Bürgermeister auf und sprach zu ihm: „Nicht Kopf ab, Alter, nicht Kopf ab! Solcher ehrlichen Leute brauchen wir mehr!" Darnach brach er mit seinem Heere auf und zog von dannen, denn er wollte es nunmehr nicht allein besitzen. So zeigte sich Friedrich sanftmütig und gerecht gegenüber den Bürgern Freibergs, die seinem Bruder Wilhelm die geschworene Treue nicht brechen wollten. Aber auch gegen seinen Bruder selbst war er ebenso. Dieser
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