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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 68

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 68 — ließ man anfangs alle ihre Einrichtungen, und sie blieben nach wie vor Sorben wie früher. Da aber die Deutschen auch allmählich die Rechtspflege leiteten und allen Verkehr, Handel und Wandel erwarben, so mußten die Sorben wohl oder übel etwas Deutsch lernen und sprechen. Am frühesten nahmen die meisten Edeln*) das Deutschtum an und traten in deutsche Dienste. Als Supane, Dorfvorsteher richteten sie ihre Volksgenossen im deutschen Auftrage; als kämpfende Drenstmannen (Wethemzen) oder Witjasen, d. H. Helden (Weithas heißen daher noch heute manche) wurden sie wie Deutsche mit Lehen ausgestattet und stritten wie Deutsche für Deutsche. Immer größer ward trotz der zahlreichen Kümpfe die Zahl der deutschen Krieger und Herren. Bis zum Jahre 1100 haben sich in Meißen hauptsächlich bloß Krreger, Herren und Ritter niedergelassen, dazu die notwendigen Geistlichen. Sie hielten die Sorben fest im Zaume. Die Hörigen, die früheren sorbischen Freien, zahlten ziemlich hohe Abgaben, konnten aber dafür ihre Felder weiter bebauen. Diejenigen, die schon unter den Sorben unfrei waren, nannte man Smurden, d. h. Schmutzige; sie bildeten die unterste Stufe, waren das Gesinde und konnten kein Vermögen erwerben. Alle Empörer und ähnliche Leute traf das Los dieser Knechtschaft. Mit der Zeit arbeiteten sich viele zu Häuslern, Kossäten empor, viele blieben in etwas anderer Form die „Hofelente"; ein Teil der Sorben siedelte sich als Töpfer und Leineweber in Vorstädten an. Hiermit hatte zwar die deutsche Eroberung wichtige Fortschritte gemacht; aber die Eindeutschung war damit erst leife begonnen worden. Die Gefahr lag vor, daß die im Verhältnis wenigen Deutschen vielleicht gar slawisiert wurden. Zunächst bestand freilich eine tiefe Kluft zwischen Deutschen und Wenden, und die Deutschen suchten mit Strenge zu verhindern, daß Wenden Bürger wurden; selbst lange nach 1500 verlangten viele Stadtordnungen von jedem Bürger den Nachweis ehrlicher, d. h. deutscher, nicht wendischer Geburt. Doch haben die deutschen Städte, die man feit Otto dem Reichen im Sorbenlande gründete, viel zur Eindeutschung des Landes beigetragen. Die Deutschen steckten meist neben oder unweit von sorbischen Siedlungen einen Platz von etwa 400—600 m Durchmesser ab, legten in die Mitte den Markt und ließen von da ziemlich gerade Straßen nach allen Himmelsgegenden ausgehen. Die neue Stadt nahm vielfach den Namen des benachbarten Sorbendorfes an, obwohl dieses eine besondere Gemeinde blieb und meist erst sehr spät eingegliedert ward. So sind z. B. Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau und viele andere Städte nicht aus, sondern neben sorbischen Orten entstanden, und die sorbischen Dörfer haben ihren städtischen Nebenbuhlern nur *J Wiprecht von Groitzsch war ein Nachkomme eines sorbischen Edeln.
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