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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 70

1907 - Leipzig : Wunderlich
— ?o — zugleich als Lehnrichter die niedere Gerichtsbarkeit aus. Jeder Siedler bekam eine Hufe und mußte dafür nach einigen Freijahren eine Pacht in Form von Abgaben zahlen. Die Kirche wurde mit ein oder zwei Hufen bedacht. Nun baute man flugs längs des Baches oder der angegebenen Straße die Gehöfte und begann den Waldboden zu roden oder das Bruchland zu entwüffern und urbar zu machen. Vor dieser schweren Arbeit scheute der gemächliche Sorbe zurück. Da nun viele deutsche Ritter, Grafen, Markgrafen, Bischöfe, Äbte usw. ausgedehnten Waldbesitz erhalten hatten und diesen in keiner Weise ausnützen konnten, so lag ihnen sehr viel daran, ihn mit deutschen Siedlern zu besetzen. Desgleichen schufen diese aus Sümpfen und Einöden fruchtbare Gefilde und halfen fo den Grund-herren die Grundrente erhöhen und neue Einnahmen zu erschließen. So war das Streben dieser Grundherren, ihre Gefälle zu vermehren, die Ursache dazu, immer neue Scharen von deutschen Bauern ins Land zu ziehen. Je mehr deutsche Bauern erschienen, desto mehr nahm deutsches Wesen, deutsche Sprache und Sitte überhand und verdrängte zugleich die sorbische. Dazu verschmolzen auch die deutschen Bauern nach und nach mit den Sorben, erst selten, dann öfter und zuletzt ohne Bedenken. Seitdem gewöhnten sich die Wenden an die deutsche Sprache und wandten sie immer mehr an. In Leipzig, Altenburg und Zwickau konnte die wendische Sprache 1327, in der Mark Meißen 1424 als Gerichts- und Amtssprache verboten werden. Doch sind einzelne wendische Ausdrücke von den Deutschen angenommen worden, wie z. B- Peitsche (bitsch), Grenze (graniza), Plauze (pluzo, Lunge), Halunke (holanek, Wende, Wicht, „Wende" war lange das schlimmste Schimpfwort gegen Deutsche), Mutfche (mutscha, Kuh), Huschegans (hus, Gans), Kaule (kula, Kugel), Quark (twaroch, geronnene Milch), Schmetten und Schmand (smje-tana, das Zusammengerührte), Jauche (jucha, Brühe), padauz (pad, Fell), pietschen (pitsch, trinken), pimpeln (pimplitsch, zimperlich sein), Kretscham (Gasthaus, Erbschenke) usw. Die Bevölkerung des Flachlandes enthält mehr wendisches Blut, als die des mittleren Berglandes, und die des Gebirges ist strichweise ganz sorbenrein. 6. Die Ausbreitung des Christentums in Sachsen. Zu dieser Verschmelzung der Deutschen und Sorben trug die Verbreitung des Christentums unter den heidnischen Wenden nicht wenig bei. Schon unter Heinrich I. kamen christliche Sendboten nach der Mark Meißen. Sie dienten allerdings zuerst nur den christlichen Deutschen ^ welche die Burgwarten besetzt hielten. Darum wurden die ersten Kirchen, einfache Bauten aus Holz, oder Feldsteinen, auch in den Burgen errichtet. Die nächsten Kirchen entstanden in den rein deutschen Niederlassungen, sowie in den Klöstern
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