Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 107

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 107 — Er hatte mit Luther nur wenig verkehrt und war in seiner Milde und Sanftmut burchaus fein Freunb von Luthers Heftigkeit und stürmischem Wesen. Aber er ehrte auch hinwieberum dessen Unerschrockenheit und Glaubensfreiheit. Zuwider war ihm ja Tetzels Ablaßkram gewesen, weswegen er denselben in seinem Lanbe verbot. Einen tiefen Einbruck aus ihn machte Luthers Lehre und Predigt von der Gnade Gottes in Christo und er forschte gleich den frommen Christen zu Beröa fleißig in der Schrift, ob es sich also verhielte. Darum suhlte er sich als Landesvater auch verpflichtet, sich seines Landeskindes, das nach bestem Wissen und Gewissen das Gute wollte und die unverkennbaren kirchlichen Übelstände bekämpfte, anzunehmen. Darum setzte es Friedrich der Weise durch, daß Luther sich nicht in Rom, sondern in Augsburg verteidigen mußte. „Lieber wollte er mit einem Stecken ans seinem Lande gehen, als Gottes Wort verfolgen oder auch nur dulden, daß es von andern verfolgt werde." Da er sich immer mehr davon überzeugte, daß Luthers Sache gerecht und in der Heiligen Schrift begründet war, da schützte er ihn und ließ sich darin nicht von den päpstlichen Freunden irre machen. Als Luther vom Papste in den Bann getan war, da hielt er seine schützende Hand über ihm und berief auch Melauchthon, den gelehrtesten und treuesten Freund und Mitarbeiter Luthers, an die Universität zu Wittenberg. Ans dem Reichstage zu Worms setzte er es mit Mühe durch, daß sich Luther nochmals vor den Fürsten verteidigen durste. Zwar gelang es nicht, Karl V. umzustimmen; aber dennoch war gerade der Reichstag zu Worms von entscheidender Bedeutung für die Reformation. Luther war nicht nur standhaft geblieben, sondern hatte sich auch viele Freunde erworben. Karl V. ächtete zwar den kühnen Mönch, aber damit brachte er nur das Kaisertum in Widerspruch mit der Mehrheit des deutschen Volkes. Da er nicht imstande war, die Reichsacht an Luther zu vollstrecken, wurde das Ansehen des Kaisers nur noch mehr erschüttert. Friedrich der Weise aber sorgte für Luthers Sicherheit, indem er diesen auf der Rückreise bei Eisenach aushebert und unerkannt auf die Wartburg bringen ließ. Daß hier Luther nicht bloß geborgen war vor der Tücke Roms, sondern in aller Muße die Bibelübersetzung beginnen konnte, wodurch die Reformation in hohem Maße gefördert wurde, das verdanken wir Friedrich dem Weifen. Seinem mannhaften Eintreten für den Gebannten und Geächteten ist es zu danken, daß Sachsen zur Wiege der Reformation wurde, daß überhaupt nicht diese vom Papst und vom Kaiser unterdrückt werden konnte. So ist Friedrich der Weise der größte Wohltäter, Schirmherr und Förderer der Reformation gewesen, ohne den Luther nicht das geworden wäre, was er unter dem Schutze seines mächtigen Gönners geworden ist. Obgleich er bis an fein Lebensende an den Sitten und Gebräuchen, der römischen Kirche festgehalten hatte,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer