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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 131

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 131 — V. Johann Georg I. l. Wie Johann Georg die Lausitz pfandweise erwarb. Johann Georg I. (1611—56), der Bruder Christians Ii., erbte den sächsischen Kurhut in einer Zeit voll dumpfer Gärung und banger Schwüle, wie sie dem Ausbruche schrecklicher Stürme vorauszugehen pflegt. Ganz untätig blieb er während der Friedenszeit nicht; so stärkte und begründete er Sachsens Heereswesen neu. Nachdem Christian I. die Festungswerke von Dresden und von Königstein verstärkt und sie mit einer stehenden Besatzung (Guardia — Garde) versehen hatte, erließ Johann Georg I. die Defensionsordnung. Diese beruhte auf der allgemeinen Wehrpflicht der Grundbesitzer. Der Adel mußte zwei Regimenter schwere Reiterei stellen, die Städte und Ämter 9360 Defensioner zu Fuß, 1500 Schanzgräber, 406 Heerfahrtswagen und 17 Geschütze. So war Sachsens Rüstung genügend vorbereitet, wenn nur die Seele, die der neuen Ordnung Leben einhauchte, nicht gefehlt hätte. Leider ahnte Johann Georg den nahenden Sturm nicht. Es mangelte ihm der Scharfblick und die rasche Entschlossenheit eines Moritz. Mißtrauisch war er namentlich gegen die Union und gegen Brandenburg, eifersüchtig war er gegen das Ansehen anderer Fürsten, aber dabei unfähig, fein eigenes zu behaupten. Trotzdem er die redlichsten Absichten und den besten Willen besaß, seinem Vaterlande zu dienen, hat doch keiner soviel Unglück über dasselbe gebracht wie er. Anstatt sich als der erste protestantische Fürst und natürliche Wächter der evangelischen Freiheit der Union anzuschließen und von Anfang an die Sache der Protestanten kräftig zu verteidigen, schloß er sich mehr an das erzkatholische protestantenfeindliche Kaiserhaus an. Deshalb nahm er auf den Rat seines bestochenen Hofpredigers Hoe von Hoenegg, eines Wieners, der ein grimmiger Feind der Reformierten und ein ergebener Freund des Kaisers war, die ihm angetragene Krone Böhmens nicht an, sondern verband sich mit Kaiser Ferdinand Ii.. Nun rückte Johann Georg in den Lausitzen ein, die ebenfalls vom Kaiser abgefallen waren und Friedrich V. von der Pfalz als Markgrafen anerkannt hatten. Bautzen ward belagert und eingenommen, worauf Johann Georg I. die Huldigung entgegennahm. Trotz allen angewandten Fleißes konnte jedoch Kaiser Ferdinand die Kriegskosten nicht zurückerstatten. Deshalb mußte er sich schließlich dazu bequemen, die Lausitz im Jahre 1623 dem Kurfürsten und seinen Nachkommen pfandweise und wirklich zu übergeben und einzuräumen. Ferdinand entband die Lausitzer ihrer Untertanenpflicht gegen ihn, während Johann Georg deren Eidesleistung entgegennahm und versprach, sie in ihren Rechten und ihrer Glaubensfreiheit zu schützen. Während die Ritter den Treuschwur stehend ablegten, sprachen ihn die Vertreter der Städte kniend. So waren die Lausitzen wieder in 9*
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