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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 137

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 137 — Jahre des Krieges für Sachsen. Zwar war Sachsen schon sehr schwer heimgesucht worden durch die Plünderungen Tillys und Wallensteins, sowie durch Holks und Gallas' Raubzüge; aber dennoch bildeten diese doch nur das" Vorspiel zu den weit schlimmeren Greueln, welche nun folgten. Die Schweden, die bisher als Sachsens Freunde und Retter gestritten hatten, schwuren, furchtbare Rache zu nehmen an dem treulosen und verräterischen Kurfürsten, um deswillen ihr König den Opfertod bei Lützen erlitten hatte. Als Johann Georg dem schwedischen General Baner androhte, ihn aus Halberstadt und Magdeburg zu vertreiben, da antwortete dieser trotzig, er wolle jeden, der dies wage, tüchtig auf die Finger klopfen. Da rief der Kurfürst: „Was, Ihr wollt mich auf die Finger klopfen? Die Schweden sollen machen, daß sie aus Deutschland hinauskommen, sonst will ich ihnen Beine machen!" Baner erwiderte schlagfertig: „Anders lautete die Sprache, als Tilly vor Leipzig stand. Dies ist der Dank dafür, daß wir unser Blut und unseren König auf den sächsischen Feldern geopfert haben." So waren die Schweden auf einmal die schlimmsten Feinde der Sachsen geworden. Ihre zuchtlosen Söldnerheere, welche aus dem Auswurf aller Länder zusammengewürfelt waren, hausten nach der Schlacht bei Wittstock im Jahre 1636, in welcher der Kurfürst fogar sein ganzes Gepäck und Silbergeschirr im Stiche lassen mußte, mit schrecklicher Wut in dem wehrlosen Lande, schlimmer fast noch als Tillys und Holks rohe Horden. Die Stadt Wurzen erlebte im Jahre 1637 ihre schreckliche Kreuz- und Marterwoche. Eine wilde Rotte von schwedischen Reitern wütete zuerst schlimmer als entsprungene Raubtiere. Es gab keine Marter, die diese teuflischen Menschen nicht geübt hätten, um das sorgsam verborgene Geld und Hab und Gut zu erpressen. Das Maß der gepeinigten Bewohner war damit noch nicht voll. Flehentlich baten die geängstigten Bewohner, sie doch wenigstens nach Leipzig abziehen zu lassen. Kaum aber waren die armen Flüchtlinge bis an das nahe Muldenufer gelangt, fo kamen die Schweden nachgeritten, hieben mit ihren Säbeln auf die wehrlosen Menschen ein und trieben sie in ihre Häuser zurück. Vor ihrem Abzüge zündeten dann die Feinde die ausgeraubte Stadt noch an vielen Orten an und verwandelten sie so in einen gewaltigen Trümmerhaufen. Hunderte von Menschen kamen in den Flammen um, Hunderte endeten unter den Streichen der verwilderten Schweden. Nur die Domkirche, sowie die Schule samt vier anderen Gebäuden entgingen der Feuersbrunst. Von den 5500 Bewohnern der gewerbreichen Stadt waren kaum noch 500 übrig geblieben. Ein Teil hatte sich nach Leipzig gerettet und kehrte allmählich zurück, als die Schweden die wüste Stätte verlassen hatten. Nachdem auch Leisnig gebrandschatzt und eingeäschert war, zog Baner vor Pirna, das jetzt sein schweres Pirnaisches Elend er-
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