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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 143

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 143 — 2. Johann Georgs Ii. große Prachtliebe. Johann Georg Ii. wollte seinem verwüsteten Lande aufhelfen, führte daher die Seidenweberei ein und förderte den Ackerbau samt dem Handel; aber er war leider ein prachtliebender Fürst, der sein größtes Gefallen an rauschenden Hoffestlichkeiten und Vergnügungen fand. Der Hofstaat wurde außerordentlich vergrößert. Auf einer Reife nach Torgau begleitete ihn einst ein Reisezug von über 1100 Personen mit 788 Pferden, bald darauf nach Altenburg ein noch größerer. Dazu hielt er sich außer der Garde noch eine Kompagnie Kroaten in prächtiger Wehrtracht. Ein Fest jagte das andere. Da gab es große Jagden und Löwenhetzen, glänzende Feuerwerke und Fackelzüge, Maskeraden und Komödien, Ringelrennen und sogar Turniere bei Fackelschein, wendische Hochzeiten und Vogelschießen in buntester Abwechslung und nie gesehener Pracht bei jedem Anlasse. Hochberühmt waren namentlich die theatralischen und musikalischen Aufführungen. Das Militär erhielt unter ihm die ersten stehenden Musikchore. Zu dem Ballett gesellte der Dresdner Hof das Singspiel und die Oper. Nach dem Beispiele des französischen Hofes beteiligten sich bei den Aufzügen, Tänzen, Schauspielen und Opern sogar die Mitglieder der kurfürstlichen Familie. Unter den sächsischen Kurfürsten genießt Johann Georg Ii. den Ruhm, zuerst Ausländer, namentlich Italiener und Franzosen, in großer Zahl an seinen Hof gezogen zu haben. Durch ihn ward Dresden der Sammelpunkt der fahrenden Künstler, die reich beschenkt von dannen zogen. Er errichtete das erste Schauspielhaus in Dresden, das eins der ersten in ganz Deutschland war, außerdem baute er Ball-, Reit- und Schießhäuser, schmückte das Schloß prächtig ans, vermehrte die Kunstkammer und legte den Großen Garten an. So erschien schon damals Dresden dem Fremden als die schönste Stadt Deutschlands, obwohl es noch zwischen finstern Festungswerken eingeengt war. Alle diese Dinge verursachten natürlich ganz bedeutende Kosten, weshalb sich Johann Georg Ii. fast immer in Geldnot befand. Das ausgesogene Land war eben noch nicht imstande, die schweren Lasten, welche der glänzende Hofhalt mit sich brachte, zu tragen. Zwar ward das Steuerwesen endlich neu geordnet, doch überwogen bis an sein Ende die Ausgaben stets die Einnahmen' so bedeutend, daß kurz vor seinem Tode seine Kammerräte um ihre Entlassung baten, da ihnen die Versorgung des kurfürstlichen Haushaltes zu schwer falle, daß sich die überkommene Schuldenlast, anstatt zu vermindern, noch um 5 Millionen vergrößerte. So war also Johann Georg Ii. in allen Stücken das Gegenteil von seinem Urahn Vater August, dem trefflichen Volksund Staatvwirte Sachsens, das Gegenteil von seinem großen Zeitgenossen, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm, der sein Land wirt-
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