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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 151

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 151 — Übertritt zur katholischen Kirche ging diese führende Rolle an Brandenburg über, und Sachsen schied somit aus der Reihe der führenden Staaten Deutschlands aus, wenn auch nicht sofort, so doch im Laufe der Zeit. Es war unwiderruflich zu einem „Mittelstaate" erniedrigt, obgleich August der Starke die Gründung eines großen ostmitteleuropäischen Reiches ins Auge gefaßt hatte. 3. Seine Krönung zum polnischen Könige und ihre Folgen für Sachsen. Nach seinem Übertritte zur katholischen Kirche suchte er nun den polnischen Adel, der ebenso genußsüchtig als bestechlich war, mit Millionen sür sich zu gewinnen. Schleunigst schickte er mehr als 10 Millionen polnische Gulden nach Polen und ließ sie von seinem gewandten Bevollmächtigten (Flemming) unter die einflußreichsten Adligen verteilen. Dann versprach er alles zu tun, was sich das Volk nur wünsche. So ward er gewählt und zog mit großer Pracht in Krakau ein, wo die Krönung unter ungeheurem Auswande stattfand. Er trug einen von Gold und Edelsteinen prangenden Krönungsmantel, der allein vier Millionen Taler kostete. In Warschau wurde dann ein Fest nach dem andern gefeiert. 8000 Mann sächsische Soldaten marschierten mit ihm nach Polen. Sachsen hatte durch diese kostspielige Erwerbung leider keinen einzigen Vorteil, sondern sehr viel Schaden. Es ward ganz und gar zurückgesetzt und vernachlässigt, es mußte fein Gut und Blut für das arme Polen opfern. Unerschwinglich waren die drückenden Steuerlasten. Die Quatembersteuern, welche jährlich viermal (quattuor tempora) entrichtet wurden, mußten in einem einzigen Jahre 24 mal erhoben werden. Dazu kamen noch zahllose Abgaben von Tabak, Spielkarten, Spitzen, Leder und Papier; ja, es wurden Rang-, Vermögens- und Kopfsteuern ohne die Bewilligung der Stände eingeführt. Doch genügten alle diese Einnahmen noch lange nicht, die endlosen Ausgaben für das unersättliche Polen zu decken. Darum verpfändete oder verkaufte August der Starke sogar ansehnliche Besitzungen des wettinischen Hauses. So kam damals das Amt Petersberg bei Halle, die ehrwürdige Stammherrschaft der Wettiner, die Ruhestätte Konrads des Großen, des Urahnen der Wettiner, an Brandenburg. Auch auf seine Ansprüche auf das Herzogtum Sachsen-Lauenburg verzichtete er gegen eine Abfindungssumme von 1100000 Gulden. Ja, er borgte bei den benachbarten Ländern hohe Summen und setzte dafür unter anderen das Amt Borna als Pfand ein. Doch waren dies noch lange nicht alle Nachteile für feine Erblande. Die schlimmste Folge der polnischen Thronerwerbung für Sachsen war der Nordische Krieg, in welchen Sachsen verflochten ward.
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