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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 164

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 164 — die Staatsschulden zu tilgen, ward die Finanzverwaltung 1782 dem geheimen Finanzkolleg überwiesen und so musterhaft geordnet, daß die Schuldenlast bis zum Jahre 1806 wesentlich vermindert werden konnte. Schon im Jahre 1772, in dem Jahre der großen Teuerung, konnte Sachsen die ersten Kassenscheine ausgeben und im Jahre 1789 war Sachsens Staatskredit völlig wiederhergestellt. Um die Staatseinnahmen zu vermehren, pflegte er namentlich die Schafzucht. Nicht nur sandte er einen Schafmeister nach Spanien, sondern er gründete auch in Hohnstein eine Schäferschule und verpflanzte die Merinos von den Stammschäfereien auf die kurfürstlichen Kammergüter und von da auf die Ritter- und größeren Bauerngüter. So wurde Sachsen ein Hauptgebiet der Schafzucht und in Leipzig kamen oft 14000 Zentner Elektoralwolle (d. h. kurfürstliche Wolle) auf den Markt. Die Pferdezucht hob er, indem er kurfürstliche Gestüte einrichtete. Der Anbau der Kartoffel machte namentlich seit dem Not- und Hungerjahre 1772 große Fortschritte. Diese Teuerung bildet eine der größten Schreckenszeiten, welche Sachsen je erlebt hat. Schon 1770 war die Witterung höchst ungünstig und verdarb sowohl die Aussaat als die Ernte. Im nächsten Jahre gesellte sich zu der langanhaltenden Nässe noch Hochwasser. Von da an wuchs die Teuerung von Monat zu Monat, bis sie in die schlimmste Hungersnot ausartete. Viele aßen Kleie, Wurzeln, Gras und Krautabfälle. Der Hungertyphus, das sogenannte Faulfieber, raffte gegen 100000 Menschen weg, namentlich im armen Erzgebirge. Zwar schwelgte diesmal nicht der Hos wie zur Zeit Augusts des Starken, er hals vielmehr, so gut er konnte, ließ Getreide aus dem Aus lande herbeischaffen und erleichterte die Abgaben, aber bei den mangelhaften Verkehrsverhältnissen reichte dies nicht aus. Allerdings wurde die allgemeine Hebung der Landwirtschaft dadurch wesentlich gehindert, daß der Bauernstand noch unfrei war und wegen der Steuerfreiheit der Rittergüter die meisten Staatslasten zu tragen hatte. Dies veranlaßte sogar im Jahre 1790 mehrere Bauernunruhen in der Gegend von Hohnstein, Nossen und Lommatzsch, da man hoffte, daß auch in Sachsen die adeligen Vorrechte wie in Frankreich abgeschafft werden könnten. Man forderte unter anderem Aufhebung der Fronen und der Wildhegung. Bei Osch atz zwangen die Bauern ihre Rittergutsbesitzer sogar, auf die Fronen, das Jagd- und Schafhütungsrecht zu verzichten. Ein gewisser Geißler wollte sogar an der Spitze der zusammengeströmten Bauern den Kurfürsten im Triumphzuge von Pillnitz nach Dresden führen, damit er dort ihre Wünsche erfülle. Doch kam es nicht dazu, und die Unruhen wurden ohne Blutvergießen beendet, während der gerechte Kurfürst manche Übelstände abstellen ließ. Für Handel und Gewerbe konnte schon mehr geschehen, da der bürgerliche Mittelstand frei war. Den Bergbau hatte schon
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