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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 177

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 177 — Bruder Johann (1854 — 73) den verwaisten Königsthron. Johann (geb. 1801) zeigte schon frühzeitig einen regen Geist und scharfen Verstand und widmete sich mit rastlosem Eifer den alten und neueren Sprachen, versenkte sich mit voller Hingabe in die schönen und ergreifenden Dichtungen der Vorzeit. Daneben erlernte er auch mit Fleiß die Rechtswissenschaft. Als Jüngling machte er gleich August dem Starken eine Reise in das berühmte Kunstland Italien und bewunderte die herrlichen Marmorbauten und die vollendeten Werke der Bildhauerei und Malerei. Hier lernte er auch die göttliche Komödie, die berühmte Dichtung des großen italienischen Dichters Dante, kennen und lieben. Sie ergriff ihn tief; gleich dem Dichter ward er durch Hölle und durch das Fegefeuer hinauf in den Himmel geführt, wo er den dreieinigen Gott schaute. Immer und immer wieder las sie der begeisterte Prinz, ja, er übersetzte sie ins Deutsche und gab sie mit Anmerkungen unter dem Namen „Philalethes" (Wahrheitsfreund) heraus. 2. Seine Teilnahme an den Regierungsangelegenheilen. So große Hinneigung der Prinz zu Kunst und Wissenschaft zeigte, so wandte er doch auch seine Aufmerksamkeit den Staatsangelegenheiten zu. In alle Zweige der Staatsverwaltung arbeitete er sich eifrig ein und erlangte so eine gründliche Kenntnis. Als königlicher Prinz war er Mitglied der Ersten Kammer. Art den Tagungen nahm er den eifrigsten Anteil. Hier erregte jedesmal seine gewissenhafte Prüfung, sein treffendes Urteil und seine gründliche Gesetzeskenntnis die höchste Bewunderung aller Anwesenden. Viele Berichte und Gesetzesvorlagen hat er eigenhänbig ausgearbeitet und die Verfafsungsurkunbe treulich mit burchberaten. Als Mitglieb des Finanzausschusses besuchte er fleißig die Güter, Bergwerke und große Fabriken, um sich selbst über bert Stanb berfelben und über Mängel in biesen zu überzeugen. So war Johann als Prinz hochgeachtet und weit und breit bekannt und geliebt. Als ihm 1854 die Regierung des Laubes zufiel, ba war das sächsische Volk im voraus gewiß, daß er seinem verblichenen Brnber an Ebelsinn und Hochherzigkeit, an Milbe und Gerechtigkeit und an allen Herrschertugenben gleich war, daß er wie dieser des Laubes Wohlfahrt in frieblicher Kulturarbeit zu mehren bestrebt fein würde. 3. Seine gesegnete Friedenszeit. König Johann betrachtete es als feine höchste Aufgabe, das Werk feines Brubers fortzusetzen und die begonnenen Verbesserungen zu vollenben. Als Jurist unter den Königen verbesserte er zuerst die Rechtspflege. Die althergebrachten und unzeitgemäßen Gemeinbe-unb Gutsgerichte, die sogenannten Munizipal- und Patrimonialgerichte Franke, Sächsische Geschichte. 2. Aufl. 12
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