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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 190

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 190 — Sachsen, denn sie war der Grund, daß hauptsächlich Preußen und Rußland in ein feindliches Verhältnis zu Sachsen traten und 1815 am liebsten Sachsen ganz eingezogen hätten, wenn es nicht Österreich im Bunde mit England und Frankreich verhindert Hütten. Zu Frankreich ist Sachsen mehrfach teils in freundliche, teils in feindliche Beziehungen getreten. Solange Sachsen keine selbständige Politik trieb, so lange nahm es nur als Reichsstaat teil an den Feldzügen gegen den eroberungslustigen westlichen Nachbar. Zum ersten Male entschied sich Friedrich der Weise offen gegen Frankreich, als sich Franz I. nach Maximilians I. Tode nebst Karl I. von Spanien um die erledigte deutsche Kaiserkrone bewarb. Er lenkte die Wahl aus Maximilians Enkel und verschmähte das französische Geld. Kurfürst Moritz jedoch knüpfte freundliche Beziehungen zu Heinrich Ii. an; jemehr sich ihm die Notwendigkeit aufdrängte, allein gegen den Kaiser aufzutreten, destomehr ward er gezwungen, sich auf Frankreich zu stützen. Im Vertrage zu Lochau gewann er 1551 die Hilfe des westlichen Reiches, des großen Nebenbuhlers der Habsburger, indem er dem Könige Heinrich Ii. gestattete, die lothringischen Stifter Metz, Toul und Verdun zu besetzen und über sie das Reichsvikariat zu übernehmen. So sehr es uns auch als Deutsche von unserem jetzigen Standpunkte aus betrübt, ja beinahe verletzt, daß Moritz, einer der größten Wettiner, sich mit Frankreich gegen seinen Kaiser verband und das Reich zerstückeln hals, so müssen wir doch erwägen, daß Moritz durch die damaligen Zeitverhältnisse dazu gezwungen wurde. Die Stellung der Reichsfürsten zum Reichsoberhaupte war durchaus noch nicht fo gesichert und scharf umgrenzt als heute, vielmehr erlaubten sich viele Kaiser mancherlei Übergriffe und Verletzungen der gesetzlichen Bestimmungen und waren stets geneigt, ihre Macht zum Nachteile der Fürsten auszubeuten. Alle diese Verhältnisse und Zustände befanden sich noch in stetem Flusse und waren noch lange nicht festgelegt und vor gewaltsamen Abänderungen gefeit. Zum andern mußte Karl V. als ebenso undeutsch und reichsfeindlich gelten als Heinrich Ii. Zum dritten war es nichts Ungewöhnliches, wenn ein ausländischer Herrscher Deutscher Reichsfürst wurde. Zum vierten war damals das Vaterlandsgefühl noch nicht so geschärft und der deutsche Sinn noch nicht so ausgeprägt und verfeinert wie jetzt; zum letzten hatte eben Moritz seine Einwilligung nur dazu erteilt, daß Heinrich Ii. über die genannten Bistümer die Schirmvogtei ausübte, sie also nicht vom Reiche losriß und seinem Lande einverleibte. Daß dies in der Folge dennoch geschah, war nicht Moritzens Schuld. Vater August hingegen zog sich von Frankreich zurück und lehnte es beharrlich ab, sich in die französischen Religionsangelegenheiten zu mischen. Christian I. aber sandte dem Könige Heinrich Iv. zum Schutze der Hugenotten ein Hilssheer von 11000 Mann, das jedoch bald zurück-
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