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1. Teil 1 - S. 12

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 12 — doch auch, und zwar mit Recht, mit in den Zweck des Geschichtsunterrichts eingeschlossen wird? Es ist nicht zu befürchten, daß die Pflege derselben dabei zu kurz komme. Je näher der Gegenwart, desto mehr greift der Staat in alle Verhältnisse des Familien* und Gemeindelebens ordnend und lenkend ein, so daß wir förmlich gezwungen sind, uns in allen Lebenslagen, selbst in den engsten Verhältnissen des Familienlebens als Staatsbürger zu fühlen, außerdem besitzen wir Deutschen eine stattliche Reihe Kaiser und Fürsten, von der ältesten Zeit her bis zur Gegenwart, die sich mit edelster Hingabe der Interessen ihrer Unterthanen angenommen haben. Jede einzelne Landesgeschichte und die ganze Reichsgeschichte wissen davon Zeugnis abzulegen, und es läßt die Herzen des Volkes gewiß nicht kalt, wenn seine gekrönten Häupter ihm als Schützer des häuslichen Herdes und Förderer des familiären Wohlergehens erscheinen. Es ist in den letzten dreißig Jahren in Deutschland viel über Geschichtsunterricht geredet und geschrieben worden. Soweit dabei des Zweckes gedacht wurde, ist ihm je nach der Stellung des Autors eine patriotische, religiös-sittliche oder allgemein-pädagogische Bedeutung zuerkannt worden. Liebe zum Vaterlande und zum angestammten Herrsch er hause, religiös-sittliche Bildung und Erziehung zur Charakterstärke galten gewöhnlich als Hauptzweck, und der Einfluß auf das Gemüts- und Willensleben sollte in den Vordergrund des Unterrichts treten. „Das beste an der Geschichte ist die Begeisterung, die sie erregt," dieses Wort Goethes drückte allen solchen Bestrebungen das Siegel auf, und Platos Wort „Mut macht Mnt" wies dabei auf die biographische Methode hin; denn Mut wird nur bei vollendeten Persönlichkeiten gefunden. So wenig diesen Bestrebungen ihre Berechtigung abgesprochen werden soll, so wenig können sie nach dem bisher Gesagten doch als Hauptzweck bezeichnet werden. Der Hauptzweck einer Sache ist im Wesen derselben begründet, und kann er durch nichts anders als nur durch sie erreicht werden. Liebe zum Vater lau de kaun durch die Geographie und den naturkundlichen Unterricht ebensogut gepflegt werden als durch den Geschichtsunterricht. Um Liebe zum angestammten Herrscherhaus zu Pflegen, braucht man noch keine deutsche, oder preußische, bayerische rc. Volksgeschichte zu lehren; dazu genügen schon einige gut ausgewählte Lebensbeschreibungen dieser Herrscher. Zur Pflege der religiös-sittlichen Bildung bedarf es der vaterländischen Geschichte überhaupt nicht, da dieselben Dienste auch die biblische Geschichte und zwar in noch besserem Maße leistet. Und was die Erziehung zur Charakterstärke anbetrifft, so wäre auch da kein zwingender Grund vorhanden, die Vorbilder gerade der vaterländischen Geschichte zu entnehmen, da hierbei doch in erster Linie die Zweckmäßigkeit
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