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1. Teil 1 - S. 45

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
Stoffauswahl und Stoffanordnung. 45 dem Namen begnügt und nicht verlangt, daß die Sache auch wirklich dem Namen entsprechen soll, so lange man die biographische Methode als diejenige bezeichnet, welche keine zusammenhängende Geschichte, sondern ,Geschichten aus der Geschichte^ giebt, so lange kann man damit einverstanden sein". Dem stimmen auch wir zu, soweit es sich auf untere Klaffen vielklassiger Schulen und ans ein- bis dreiklassige Schulen bezieht. Für vielklassige Schulen liegt die Anordnung des Stoffes in konzentrische Kreise ganz in der Natur der Schuleinrichtnng, nur ungeeignete Verteilung kann da zu Unzuträglichkeiten führen. Auf der Unterstufe des Geschichtsunterrichts hat die biographische Darbietuugsform besondere Bedeutung und ist darum vorzüglich zu verwenden. Auf der Oberstufe tritt dagegen die Person hinter die Sache zurück. Die Biographie des Helden findet erst dann ihren Platz, wenn der Schüler gleichsam Verlangen hat, von dem Helden etwas näheres zu erfahren, also nachdem die Sache dargestellt ist, welcher der Held gedient, welcher er vielleicht sein Leben geopfert hat. Dieses Verfahren entspricht auch der natürlichen Entwickelung des Menschen. Dem Schüler der Unterstufe sind alle historischen Helden Märchenfiguren, die ihn desto mehr erfreuen, je ergötzlicher sie sind. Das Märchen ist, wie die Blume, ohne Warum, nur um seiner selbst willen da, es will genossen sein. So will auch der Schüler, besonders der jüngere, seine Geschichtshelden genießen, und man verkümmere ihm den Genuß nicht durch ungeeignete Darbietung. Wohin die biographische Methode in ihren Ausartungen führt, zeigt die bisherige Behandlung der Erfindungen und Entdeckungen. Anstatt zu zeigen, welchen Einfluß z. B. die Entdeckung Amerikas auch auf Deutschland und seine Bewohner, seine Städte und Dörfer ausgeübt hat und noch bis zur Stunde ausübt, lernen die Schüler nur das Leben des Christoph Columbus kennen; anstatt zu zeigen, welche gewaltige Umwälzung die Anwendung des Schießpulvers zu Kriegszwecken in dem gesellschaftlichen Leben Deutschlands hervorrief, wird den Schülern der experimentierende Mönch Berthold Schwarz in seiner einsamen Klosterzelle recht anschaulich dargestellt. Was sollen denn die Schüler mit all diesen Lebensbeschreibungen? Sollen alle diese Männer ihnen Vorbilder fürs Leben werden? Doch wohl kaum! Die vierhundertjährige Gedenkfeier der Entdeckung Amerikas hat uns z. B. auch Christoph Columbus als Mensch, losgelöst von seiner weltbewegenden That, gezeigt, und das war ein Bild, das uns nicht durchweg gefallen konnte, das, eingedenk unserer pädagogischen Grundsätze, sich keineswegs ohne weiteres als Vorbild eignet. Es erscheint überhaupt nicht geraten, einen Mann und sein Werk so zu vereinen, daß beide miteinander stehen und fallen.
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