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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 104

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
104 Das Altertum. Die öffentlichen Bauten zur Zeit des Perikles kosteten nicht weniger als 3000 Talente ober beinahe 13‘/2 Millionen Mark, welches die Bnndes-genossen tragen mußten. 2. Perikles stammte aus der Familie des Klisthenes, der die Pisistratiben aus Athen vertrieb. Zeno soll sein Lehrer gewesen sein. Anaragöras war sein Freund. Er wibmete sich früh den Staats gescharten, wozu ihn eine hinreißende Berebsamkeit befähigte, aber er belaß die Reichtümer des Gtmort nicht, um damit die ärmeren Bürger, deren Stimme in den Volksversammlungen den Ausschlag gab, für sich zu gewinnen. Er beantragte deshalb, daß aus dem Staatsschatze von Zeit zu Zeit Geld unter das Volk verteilt werde. Dadurch köderte er das Volk für sich, ohne selbst in die Tasche greifen zu müssen. Die Reichen wurden dadurch genötigt, noch größere Summen an das Volk zu spenden, wenn ihre Gaben neben den Staatsspenden noch beachtet werden sollten. Damit sie nun wieder einigermaßen entschädigt würden, suchten sie die Athener zu immer neuen Unternehmungen gegen die auswärtigen Inseln, die meistens sehr reich waren, zu veranlassen. Wo sie siegten, nahmen sie die Kriegsschiffe Hinweg, schleiften die Stadtmauern, brandschatzten dte Bürger und legten ihnen jährliche Tribute auf. Zu diesen Unternehmungen . hatten die Athener ihre Einwilligung nicht gegeben, wenn dieselben nicht meistens durch bezahlte Söldlinge geführt und die einheimischen Soldaten nicht ebenfalls bezahlt worden wären. So lebten viele Menschen vom Waffendienst, und zwar gut; denn der Reiter erhielt z. B. täglich 12 Obolen oder lj/2 Mark, eine für jene Zeit ganz bedeutende Summe. Viele lebten auch vom öffentlichen Dienste. Alle zu Richtern erwählten Bürger erhielten für jede Gerichtssitzung einen Obolus, später drei Obolen, und auch jeder Teilnehmer an einer Volksversammlung durfte sich soviel ausbezahlen lassen. Auch das Eintrittsgeld in das Theater (Theörikon) wurde den ärmeren Bürgern aus einer eigens dazu bestimmten Kasse bezahlt. Durch diese Maßregeln riß eine wahre Wut ein, an dem öffentlichen Leben teilzunehmen. Das ganze Leben in Athen war ein öffentliches. Die ärmsten Bürger waren begreiflich am meisten darauf versessen, Heliasten zu werden und in die Volksversammlungen zu gehen. So gab der Pöbel den Ausschlag, und nur durch dieses Übergewicht einer leidenschaftlichen und unverständigen Masse können Volksbeschlüffe erklärt werden, die ganz wahnsinnig sind (z. B. daß jeber mit dem Tode bestraft werbe, der die Abschaffung der Kaffe Beantrage, aus der den ärmeren Bürgern das Theatergeld bezahlt wurde), und daß Bürger, welche noch vor kurzem die Lieblinge des Volkes waren, in die Verbannung wandern mußten. Den übelsten Einflnß übten hierin die sogenannten Sykophanten aus. Sykophanten (Feigenanzeiger) nannte man die Personen, die sich ein Geschäft daraus machten, diejenigen anzuzeigen, die Feigen in das Ausland verkauften, ba beren Ausfuhr aus Attika verboten war. Da die Sykophanten einen Teil des Strafgeldes erhielten, so verlegten sich viele auf das Ausspüren der Feigenhändler, und viele wurden um des Gewinnes willen fälschlich angeklagt. Bald verstand man unter Sykophant im allgemeinen einen falschen Ankläger oder einen falschen Zeugen. Es gab in Athen viele schlechte Leute, die aus dem Zeugnisgeben vor Gericht ein Handwerk machten, und selbst von Demosthenes wissen wir, daß er einen Mann bereden wollte, falsche Aussagen vor Gericht zu machen.
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