Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 497

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 183. Joseph Ii. 497 einen ziemlich ungeschickten Feldherrn bewies, da er nie einen Angriff wagte. So blieben die Österreicher den Türken gegenüber im Nachteile, bis der Kaiser den alten Laudon zu Hilfe rief und ihm den Oberbefehl übertrug. Eine Krankheit, welche die Strapazen des Lagers ihm zugezogen hatten, nötigte ihn, nach Wien zurückzukehren, wo er im nennundvierzigsten Jahre feines ^-Fe-Lebens am 20. Februar 1790 starb. im 500) Schon als Mitregent feiner Mutter Maria Theresia hatte Joseph Ii. erkennen lassen, daß er der neuen Richtung huldige, welche aus Frankreich herübergekommen war. Diese Richtung machte sich aber neben der religiösen Gleichgültigkeit (Judifferentismus) hauptsächlich dahin geltend, daß sie die Allgewalt des Staates auf alle Verhältnisse ausdehnte. In Verfolgung dieser Richtung bildete sich Joseph Ii. ein eigenes System, welches bezweckte, die besondern Rechte der Unterthanen und Stände in den einzelnen Kronländern aufzuheben und einerlei Gesetze für Gesamt-Österreich einzuführen. Aber auch die Kirche sollte in allen ihren Beziehungen dem Staate untergeordnet werben (Josephinismus). Joseph erlaubte sich deshalb viele Eingriffe in die Rechte der Provinzen sowohl, als der Kirche. Erhob viele Klöster auf und erließ zahlreiche Verorbnungen, welche sich sogar auf rein geistliche und gottesbienstliche Gegenstänbe erstreckten. Das Beispiel von oben wirkte verberblich nach unten, und es entstand eine wahre Verfolgung der Kirche und ihrer Diener, eine Verhöhnung der kirchlichen Institute und Gebräuche. Um den Kaiser zur Zurücknahme feiner Verordnungen zu bewegen, unternahm Pius Vi. selbst eine Reife nach Wien, welche nicht nur fruchtlos war, sondern dem Papste auch manche Kränkungen zuzog. Die kirchlichen und politischen Neuerungen erregten aber in den Niederlanden, in Ungarn und in Tirol Unzufriedenheit. Die Niederlande erklärten ihre Unabhängigkeit, und es nützte4-den Kaiser nichts mehr, die Vermittlung des so schwergekränkten rno. Papstes nachgesucht zu haben. Auch Ungarn war im Begriff, sich von Österreich loszureißen, und Joseph Ii. sah sich genötigt, auf dem Sterbebette die Neuerungen, die er eingeführt hatte, roieber aufzuheben und alles roieber auf den alten Fuß zu stellen, roie es zur Zeit der Maria Theresia roar. Nur das Toleranzedikt und die von ihm angeorbnete Erleichterung der Bauern in bezug auf Leib- und Grundherrlichkeitsrechte sollten in Kraft bleiben. So sah der Kaiser fein Werk, an dem er rastlos gearbeitet und über welchem er das Deutsche Reich nnb das äußere Ansehen Österreichs vernachlässigt hatte, noch in den letzten Augenblicken feines Lebens verfallen. 21 **
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer