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1. Vaterländische Geschichte - S. 150

1900 - Berlin : Nicolai
150 3ug in seinem Wesen war seine Heftigkeit. Widerspruch oder gar Widersetzlichkeit reizte ihn bis zum äußersten. „Räsonnier' er nicht!" fuhr er den an, der sich verteidigen wollte. Selbst von seinem Stocke machte er in der Erregung Gebrauch. Sein Sinn richtete sich vor allem auf das Brauchbare und Nützliche. Bürgerliche Ein« fachheit sagte ihm infolge seiner großen Sparsamkeit am meisten zir. 2. Seine Grundsätze, die einen schroffen Gegensatz zu denen seines Vaters bildeten, erwiesen sich für die Landesregierung unendlich heilsam. Er betrachtete sich zu seinem königlichen Amte von der Vorsehung berufen und nur Gott für dessen Verwaltung zum Wohle seiner Unterthanen verantwortlich. Seiner Aufgabe widmete er alle seine Kräfte und handelte stets nach Recht und Gewissen. „Zur Arbeit sind die Regenten erkoren"; so saßte er seinen Beruf auf. Die gleiche Arbeitsfreudigkeit und unbedingten Gehorsam verlangte er von seinen Unterthanen. Er sah sich als Herr nicht nur über ihr Eigentum, sondern auch über ihr Leben an und verfügte rücksichtslos über alle Verhältnisse, überzeugt, daß es zum Heile der Betroffenen geschehe. 3. Die verschwenderische Hofhaltung seines Vaters hatte ihm ganz und gar mißfallen. Bei dem königlichen Begräbnisse wurde die am preußischen Hofe übliche Pracht zum letztenmale entfaltet. Nach seiner Thronbesteigung ließ er sich das Verzeichnis der Hofbeamten vorlegen und durchstrich es vou oben bis unten; zugleich gab er bekannt, daß alle Hofämter aufgehoben seien. Die Zahl der Kammerherren wurde von hundert auf zwölf herabgesetzt. Die kostbaren, goldgestickten Kleider verbaunte er aus seiner Umgebung und schrieb seinen Hofbeamten die Soldatenuniform, die er selbst trug, vor. Auch seine Zimmereinrichtung und seine Mahlzeiten gestaltete er ans das einfachste. Strenge Zucht wurde überall geübt, die pünktlichste Ordnung verlangt. Wer träge und nachlässig war, stand in Gefahr, des Königs Zorn persönlich fühlen zu müssen. Viele Berichte von Augenzeugen geben uns darüber Kunde. Selbst die Marktfrauen durften in ihrer freien Zeit nicht müßig sitzen, sondern mußten stricken oder nähen. Um die Schuldenlast des Staates zu decken, ließ er die goldenen und silbernen Geräte in seinen Schlössern anschmelzen und in die Münze bringen. Die prächtigen Staatskarossen und viele Pferde im königlichen Marstall wurden verkauft, die Beamtengehälter erniedrigt. In jenen Tagen äußerte er: „Saget dem Fürsten Leopold von Dessau,
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