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1. Vaterländische Geschichte - S. 256

1900 - Berlin : Nicolai
256 nach der Einigung des Vaterlandes gestillt werden. Während des Krieges traten die süddeutschen Staaten in den norddeutschen Bund ein, der sich dadurch zu dem deutschen Bunde erweiterte. Damit aber war die Einheit Deutschlands noch nicht vollendet. König Ludwig Ii. von Bayern beantragte daher „die Wiederherstellung des deutschen Kaisertums in der Person des greisen Heldenkönigs Wilhelms I. mit der Erblichkeit in dem Hause Hohen-zollern." Sämtliche deutsche Fürsten und der Reichstag des norddeutschen Bundes schlossen sich diesem Antrage freudig au. In dem Schlosse Ludwigs Xiv. zu Versailles (im sogenannten Spiegelsaale) fand am 18. Januar 1871 die Verkündigung des neuen deutschen Kaiserreiches statt. Durch einen Gottesdienst wurde die Feier eingeleitet. Mit bewegter Stimme teilte alsdann König Wilhelm der Versammlung mit, daß ihm von allen deutschen Fürsten und freien Städten, sowie von den Vertretern des norddeutschen Bundes die Kaiserkrone angeboten worden sei, und daß er sie für sich und seine Erben annehme. In der hierauf von dem Reichskanzler verlesenen Kundgebung an das deutsche Volk hieß es zum Schluß: „Wir übernehmen die kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands, gestützt aus die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß dem deutschen Volke vergönnt sein wird, den Lohn seiner heißen und opfermutigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherheit gegen erneute Angriffe Frankreichs gewähren. Uns aber und unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Nach der Verlesung der „Kaiserproklamation" trat der Großherzog von Baden, der Schwiegersohn des Kaisers, vor und ries mit lauter Stimme: „Seine Majestät Kaiser Wilhelm I. lebe hoch!" Und die Versammlung stimmte jubelnd in den Ruf ein. Manches Auge wurde naß. Auch dem Kaiser stürzten Thränen aus den Augen. Zuletzt wurde ihm von allen Teilnehmern an der glänzenden Versammlung gehuldigt. Den Kronprinzen schloß er bei dieser Gelegenheit in die Arme und küßte ihn. In ganz Deutschland jubelte man über die Erfüllung des heißesten Wunsches aller Vaterlands-
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