Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. 83

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 83 — 49- Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen 1840—i86i. 1. Jugend. Er war von 7 Kindern Friedrich Wilhelms Iii. und der unvergeßlichen Königin Luise das älteste. Die Mutter schrieb über ihn: „Der Kronprinz ist voll Geist und Leben. Er ist wahr in allen seinen Empfindungen und Worten; das Gute und Große zieht seinen Sinn an." Die Zeit der tiefsten Erniedrigung des Vaterlandes stimmte den Knaben ernst. An der Erhebung nahm der Jüngling mit Begeisterung teil. 2. Die Verfassung. In fast allen Staaten regierten damals die Fürsten nach ihrem eigenen Willen, legten Steuern auf und gaben Gesetze, ohne die Meinung des Volks zu hören. Auch in Preußen war dies der Fall. Nachdem das Volk aber in den Befreiungskriegen sein Blut für das Vaterland vergossen hatte, verlangte es, durch selbstgewählte Vertreter bei Beratung der Gesetze sowie bei Feststellung der Steuern und der jährlichen Staatseinnahmen und -ausgaben seinen Willen zum Ausdruck zu bringen. Nachdem die süddeutschen und manche kleinere Fürsten ihren Untertanen die gewünschte Verfassung gegeben hatten, versprach Friedrich Wilhelm Iii. seinem Volke ebenfalls eine Verfassung. Jedoch erfüllte er sein Versprechen nicht. Auch Friedrich Wilhelm Iv. wollte anfangs von einer Verfassung nichts wissen; denn er fürchtete, durch die Volksvertreter an seiner königlichen Macht etwas einzubüßen. Im Jahre 1847 eröffnete er jedoch die erste Versammlung des aus den Provinzial-Landtagen vereinigten Landtages. Dieser erhielt eine beratende Stimme bei der Gesetzgebung und das Recht, Steuern und Anleihen zu bewilligen. Trotzdem war aber die Verstimmung im Volke nicht ganz verschwunden. 3. Die Revolution von 1848. Im Februar 1848 war in Frankreich wiederum eine Revolution ausgebrochen. Mau hatte den König verjagt und eine Republik errichtet. Die Nachricht davon zündete auch in Deutschland. Die Unzufriedenheit war auch hier überall groß. Das Jahr 1847 hatte Mißernten, Kartoffelkrankheit n. a. Unglück gebracht. In Schlesien brach daher der Hungertyphus aus, und in Berlin entstanden „Brottumulte" und „Kartoffelaufstände". An allem Unglück sollte der König schuld seiu. Die Ausregung wuchs daher von Tag zu Tag. Aus den Vorstädten Berlins strömte allerlei Gesindel zusammen, und in Kellern und Wirtshäusern wurde von ehrlosen Wühlern zum Kampfe gereizt. Da endlich gab der König nach, und am 18. März erschien eine Bekanntmachung, worin er dem Volke eine freiheitliche Verfassung für Preußen versprach. Als er am Nachmittag vom Balkon des Schlosses herab selbst seinen Entschluß verkündete, da schwenkte das Volk auf dem Schloßplätze die Hüte und rief ihm brausende Hurras entgegen. Während dann aber das Militär den Schloßplatz räumen sollte, fielen plötzlich 2 Schüsse. Niemand wußte, woher sie gekommen waren. Es war auch keiner getroffen worden. „Wir sind verraten!" schrie das Volk und griff zu den Waffen. In wenigen Stunden waren alle Straßen durch Barrikaden gesperrt und Häuser und Fenster mit Bewaffneten besetzt. Nun folgte ein heftiger, blutiger Straßenkampf, der die ganze Nacht andauerte. Von diesem Blutbade aufs tiefste bewegt, gab der König Befehl zum Abzug des Militärs und willigte in die Errichtung einer Bürgerwehr. Während dieser unruhigen Zeit stockte Handel und Wandel. Die wohlhabenden Familien verließen Berlin; die Armen aber litten Not; denn es fehlte an Verdienst. 4. Verfassung. 1850 kam endlich die langersehnte Verfassung zustande, die noch heute im großen und ganzen zu Recht besteht.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer