1885 -
Heilbronn
: Henninger
- Autor: Egelhaaf, Gottlob
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
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Geschichte des Mittelalters.
des Imperiums erwuchs, führte zur Schaffung der zwei Institutionen, welche vor allem für das Mittelalter charakteristisch sind: des Papsttums als des kirchlichen, des Kaisertums als des weltlichen Oberhauptes der aus germanischen und romanischen Bestandteilen gemischten Christenheit des Westens. Im Morgenlande bestanden für die griechische Christenheit die analogen Institutionen des Kaisertums und des Patriarchats in Byzanz oder Konstantinöpel. Der gesamten christlichen Welt erwuchs im 7. Jahrhundert ein furchtbarer Feind in der von Mohammed gestifteten Religion des Islam, welcher sich in Asien, Afrika und einem Teile von Europa siegreich ausbreitete; seine Offensive im 7. und 8. Jahrhundert wurde ihm im 12. und 13. Jahrhundert, dem Zeitalter der Kreuzzüge, von der vereinigten Christenheit des Orients und Occidents heimgegeben, und die ungeheure Anspannung der Kräfte, welche mit diesem Riesenkampfe verbunden war, und die Durchdringung der beiden Welten hat auch zur Folge gehabt, dass dieses Zeitalter den Höhepunkt und die Blüteperiode des ganzen Mittelalters darstellt. Dies ist auch deshalb der Fall, weil die beiden höchsten Gewalten der abendländischen Christenheit, Kaisertum und Papsttum, so sehr sie beide in einer und derselben Idee, der von der Einheit der christlichen Elemente, wurzeln, sich doch über den Vorrang entzweien und gegenseitig auf Leben und Tod bekämpfen. Zunächst unterliegt das Kaisertum, das von dem deutschen hohen Adel im Stich gelassen wird und seine Kräfte zersplittert; aber weil damit die Idee einer gemeinsamen Leitung der Christenheit ins Herz getroffen ist, so kann es nicht verwundern, dafs bald auch die Allmacht des Papsttums zusammenbricht; beide Gewalten, Papsttum und Kaisertum, erscheinen am Ende des Mittelalters zwar wieder versöhnt, aber beide auch sehr geschwächt an Ansehen und Einflufs.
c. Wenn dies die Hauptpunkte sind, welche in religiöspolitischer Hinsicht das Mittelalter charakterisieren, so ist in socialer Hinsicht dies der Fall durch das Auftreten des Feudalismus oder des Lehns wesens und späterhin des städ ti-sehen Bürgertums (Kap. 4. 18). Beide Faktoren geraten namentlich im 14. Jahrhundert in offenen Gegensatz zu einander; am Ende aber mufs der trotzige Feudaladel der aufkommenden monarchischen Gewalt weichen, während das fleifsige und waffentüchtige Bürgertum in allen Ländern sich im ganzen als ein
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