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1. Das Mittelalter - S. 10

1885 - Heilbronn : Henninger
10 I. Periode. volk von unverdorbener Tüchtigkeit, dessen ganzes Leben in Jagd und Krieg aufging; dem Ackerbau widmeten sie sich nur wenig, und als Speise diente ihnen Milch, Käse und Fleisch; das Land wurde nicht als Besitz der einzelnen angesehen, sondern als Eigentum des Staates, und die Behörden teilten jedes Jahr das Land unter die Geschlechter und Sippschaften neu aus. Wenn Cäsar den Zustand der Germanen ums Jahr 53 schildert, so beschreibt der Geograph S trab on (Teil I S. 194) den ums Jahr 17 n. Chr.; soviel sich aus seinen dürftigen Bemerkungen entnehmen läfst, war damals, trotz der 70 Jahre, die mittlerweile verflossen waren, keine große Veränderung gegen früher eingetreten, und von der Stammesgruppe der Sueven (zwischen Elbe und Weichsel) bezeugt er, dafs sie fast blofs vom Vieh leben, wie die Nomaden, und mit Wagen und Herden umherziehen (Buch Vii 1—2). Am eingehendsten ist die Schilderung, welche Täcitus 81 Jahre nach Strabon, 98 Jahre nach Chr. Geburt, in seiner Schrift „vom Ursprung, von der Lage, den Sitten und Völkern Deutschlands“ (kurzweg „Germania“ genannt) uns entworfen hat. Er bezeichnet die Germanen als „ein eigenartiges, unvermischtes und nur sich selber ähnliches Volk“ und ist voll begeisterten Lobes ihrer sittlichen Reinheit, ihrer Tapferkeit, Ehrlichkeit und Einfachheit; „verführen und sich verführen lassen,“ ruft er cap. 19 aus, „wird dort noch nicht mit dem Zeitgeist entschuldigt;“ „nackt und schmutzig wachsen sie in jedem Hause zu diesem Gliederbau und diesen Leibern heran, die wir mit Staunen betrachten; jeden nährt seine Mutter an ihrer Brust, und man iiber-läfst sie nicht Mägden oder Ammen“ (cap. 20); „in der Schlacht gilt es dem Fürsten für eine Schmach, sich an Tapferkeit übertreffen zu lassen, dem Gefolge für eine Schmach, des Fürsten Tapferkeit nicht gleich zu kommen; vollends aber bringt es den Verlust der Ehre und Schande fürs ganze Leben, wenn man aus einer Schlacht lebend entweicht, in welcher der Fürst gefallen ist“ (cap. 14). So begeistert aber der Römer die sittliche Lauterkeit des Volkes preist, so ist er doch nicht blind für seine Fehler, die Lust am Trunk (cap. 22) und am Würfelspiel (cap. 24), „das sie, man wird staunen, nüchtern als ernstes Geschäft betreiben und wobei sie, wenn alles verspielt ist, oft zuletzt über ihre Freiheit und ihren Leib würfeln“; auch der Uneinigkeit der Deutschen gedenkt er und sie ist ihm als Römer tröstlich. c. Noch wie zu Cäsars Zeiten zerfielen die Germanen damals in 226
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