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1. Geschichtsbilder - S. 54

1911 - Leipzig : Brandstetter
bvz 54 eva Herrn auf die Jagd, zum Turnier und in den Krieg zu begleiten. Auf solchen Fahrten trug er die Lanze des Herrn und führte das Streitrotz am Zügel neben sich, denn die Ritter hatten immer neben dem Rosse, auf dem sie den Weg zurücklegten, noch ein zweites bei sich, das sie erst kurz vor dem Kampfe bestiegen, und das dann noch bei frischen Kräften war, weil es bisher die Last des schwer gerüsteten Ritters nicht zu tragen gehabt hatte. Vor dem Auszuge zum Kampfe hatte der Knappe dem Ritter beim Anlegen der Rüstung zu helfen und die Riemen darin festzuschnallen. Während des Kampfes aber, mochte es nun der Wettkampf des Turniers oder der Ernstkampf der Schlacht sein, hatte der Knappe mit spähenden Augen auf seinen Herrn zu achten, beim Unbrauchbarwerden einer Waffe eine neue darzureichen, im Falle der Verwundung oder des Sturzes sofort Hilfe zu leisten. 6. War der Knappe einundzwanzig Jahre alt geworden, so konnte er nun selbst ein Ritter werden. Dazu machte man ihn in feierlicher Weise durch den Ritterschlag oder die sogenannte Schwertleite. Er wurde dabei wirklich geschlagen und erhielt bei dieser Feierlichkeit das Recht zugesprochen, das Schwert nun nach eigenem Ermessen zu führen oder, wie man in der alten Sprache sagte, zu leiten. Nachdem der Knappe durch Gebet und Gottesdienst sich zu der Feier-vorbereitet hatte, wurde er in der Kirche vor den Altar geführt. Dort hielt ihm ein Geistlicher in feierlicher Rede noch einmal alle die Pflichten vor, die ein rechter Ritter zu erfüllen habe: Ein Ritter soll die Kirche und ihre Geistlichen, die Witwen und Waisen in ihren Rechten verteidigen, er soll ein Beschützer des Volkes sein. Er soll seine Waffen gern gebrauchen im Dienste Gottes und im Dienste seines Herrn, in rechtmäßigen Fehden, in Turnieren und ritterlichen Übungen, aber er soll sie nicht mißbrauchen zu Taten, die ihm Schande bringen. Er soll gerecht und freigebig sein. Er soll die Frauen ehren und die Gesellschaft ehrbarer Leute aufsuchen. Er soll gern hören, was fromme und weise Männer erzählen, und namentlich soll er gern vernehmen die Taten der alten Helden, damit er auch zu großen Taten begeistert werde. Hatte der Knappe feierlich gelobt, alle Ritterpflichten treulich zu erfüllen, so trat ein älterer Ritter hervor und schlug ihn mit dem flachen Schwerte über die Schultern. Das sollte der letzte Schlag sein, den er ungerächt hinnahm. Dann wurde ihm das Schwert umgegürtet, und die Sporen wurden ihm angeschnallt; damit war er in die Gemeinschaft der Ritter aufgenommen.
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