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1. Geschichtsbilder - S. 66

1911 - Leipzig : Brandstetter
6y3 66 6v3 mit groben Worten wies sie den vermeintlichen Kriegsknecht zur Türe hinaus. Als der nicht gleich ging, goß sie ihm einen Topf Wasser über den Kopf. Ohne Schelten ging der König von dannen, am Mittag aber schickte er einen Boten mit einer Schüssel der besten Speise von seinem Tische zu der Bäckersfrau und ließ ihr sagen: „Das schickt dir der Kriegsknecht, den du heute früh so unfreundlich behandelt hast." Als die Frau erfuhr, wen sie gescholten und begossen hatte, erschrak sie sehr, eilte zum Könige und bat ihn fußfällig um Gnade. Der aber sagte, er wolle ihr nur verzeihen, wenn sie das, was sie am Morgen gesagt, vor all seinen Gästen wiederhole. Die Frau wollte das zwar anfangs nicht, sie mußte es aber doch tun zum Ergötzen und Gelächter des Königs und seiner Gäste. Das war die einzige Strafe, und sehr erfreut über den glücklichen Ausgang kehrte sie in ihr Haus zurück. 7. Das Andenken an König Rudolf hat das deutsche Volk noch lange nach seinem Tode hochgehalten, und wenn man später über einen Menschen klagen mußte, daß es ihm an redlichem Sinne und an Gerechtigkeit fehle, so sagte man: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht." Zweiundsiebzig Jahre war der König alt, als er einst bei einem Aufenthalte in Germersheim merkte, daß es mit seinen Kräften zu Ende ging. Da machte er sich auf nach Speier, wo er in dem Dome neben den Särgen früherer Kaiser begraben sein wollte. Dort wollte er auch sterben. Wie bei diesem „Ritt zum Grabe" die große Verehrung und Liebe sich zeigte, die er bei seinen Dienstleuten und bei seinem Volke genoß, das hat der Dichter Iustinus Kerner in folgendem Gedichte geschildert: 1. Auf der Burg zu Germersheim, 5. „Blast die Hörner, bringt das Rotz, Stark am Geist, am Leibe schwach, Das mich oft zur Schlacht getragen!" Sitzt der greise Kaiser Rudolf Zaudernd stehn die Diener all'; Spielend das gewohnte Schach. Doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" 2. Und er spricht: „Ihr guten Meister 6. Und das Schlachtrotz wird gebracht. Ärzte, sagt mir ohne Zagen, „Nicht zum Kamps, zum ew'gen Frieden," Wann aus dem gebrochnen Leib Spricht er, „trage, treuer Freund, Wird der Geist zu Gott getragen?" Jetzt den Herrn, den lebensmüden!" 3. Und die Meister sprechen: „Herr, 7. Weinend steht der Diener Schar, Wohl noch heut' erscheint die Stunde." Als der Greis auf hohem Rosse, Freundlich lächelnd spricht der Greis: Rechts und links ein Kapellan, „Meister, Dank für diese Kunde!" Zieht, halb Leich', aus seinem Schlosse. 4. „Auf nach Speier! Auf nach Speier!" 8. Trauernd neigt des Schlosses Linde Ruft er, als das Spiel geendet. Vor ihm ihre Äste nieder; „Wo so mancher deutsche Held Vögel, die in ihrer Hut, Liegt begraben, sei's vollendet!" Singen wehmutsvolle Lieder.
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