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1. Geschichtsbilder - S. 80

1911 - Leipzig : Brandstetter
eva 80 eva noch nicht denken, daß Luther ein böser und ungehorsamer Schüler gewesen sei. In jenen Zeiten wurden die Schulkinder schon bei den geringsten Anlässen geschlagen, und man konnte sich damals einen Lehrer ohne Rute in der Hand kaum denken. Auch im Hause war die Erziehung sehr strenge, und die Mutter ließ es an Ernst und Strenge nicht fehlen, wenn der Vater durch seine Arbeit vom Hause ferngehalten war. Luther schreibt: „Meine Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nutz willen, datz das Blut danach floß." 2. Da Luthers Vater wohl merkte, daß sein Martin in der Mans-felder Schule nicht viel würde lernen können, so brachte er ihn auf die Schule zu Magdeburg. Dort waren aber die Unterhaltungskosten sehr hoch. Darum brachte ihn der Vater schon nach einem Jahre auf die Schule zu Eisenach, weil die Eltern hofften, daß er dort bei Verwandten der Mutter mancherlei Unterstützung werde genießen können. In Eisenach nutzte aber der Knabe seinen Unterhalt dadurch erwerben, datz er in Gemeinschaft mit anderen Schülern vor den Türen der Bürger um Brot sang. Durch das Singen von frommen lateinischen Liedern, die die Knaben bei dem Kantor in der Schule lernten und dann Sonntags im Gottesdienste und bei den wöchentlichen Singumgängen vor den Türen der Bürger sangen, haben sich in jener Zeit und noch lange nachher viele arme Schüler ihren Lebensunterhalt erwerben müssen. Eine reiche Bürgersfrau in Eisenach, Frau Ursula Cotta, hatte, wenn die Schüler vor ihrer Türe sangen, immer ihre besondere Freude an dem kleinen Luther, dessen liebliche, klare Stimme man vor allen heraushörte, und an dessen frommen Mienen man erkannte, wie andächtig er bei dem Singen war. Sie gewann den Knaben so lieb, datz sie ihn ganz in ihr Haus aufnahm und seiner wie eine Mutter pflegte. Luther hat für solche Liebe der Frau Cotta immer ein dankbares Andenken bewahrt. Als er in späterer Zeit Professor in Wittenberg war, vergalt er ihre Wohltat dadurch, datz er ihren Sohn, der in Wittenberg studierte, in sein Haus aufnahm und auch ihm in fremder Stadt ein zweites Elternhaus bereitete. An der Schule zu Eisenach gab es sehr tüchtige Lehrer, und da Luther ein fleitziger und gewissenhafter Schüler war, so machte er bald grotze Fortschritte. Am Schlüsse seiner Schulzeit beherrschte er die lateinische Sprache, die damals der Hauptgegenstand des Unterrichts war, so gut, datz er nicht nur lateinische Aufsätze schreiben, sondern auch lateinische Gedichte machen konnte. 3. Vier Jahre blieb Luther in Eisenach. Dann bezog er, achtzehn Jahre alt, die Universität Erfurt. Nach dem Willen seines Vaters
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