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1. Geschichtsbilder - S. 81

1911 - Leipzig : Brandstetter
ßva 81 6v3 sollte er da die Rechtswissenschaft studieren, und er war in seinen Studiert so fleißig, daß er schon nach wenigen Jahren Magister wurde und als solcher jüngere Studenten unterrichten durfte. Dabei war er aber auch fröhlich, wie es der Jugend gebührt. Seine Freunde nannten ihn einen „guten Musikus", denn er sang noch so schön wie als Schüler und verstand auch trefflich die Laute zu spielen. Zu seinem Fleiße und seiner Fröhlichkeit kam als Bestes die Frömmigkeit. Ein Zeitgenosse erzählt von ihm: „Ob er wohl ein fröhlicher junger Gesell war, fing er doch alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet und Kirchengehen an, wie denn dies sein Sprichwort gewesen: -Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert/" Oft war der junge Student in der Bibliothek der Universität. Da fand er einst eine lateinische Bibel. Er hatte bis dahin noch nie eine vollständige Bibel gesehen und wunderte sich sehr, daß viel mehr darin stand, als die Evangelien und Episteln, worüber nur in der Kirche gepredigt wurde. Beim ersten Aufschlagen dieser Bibel fand er die Geschichte von Samuel und seiner Mutter Hanna. Die las er sogleich, und sie gefiel ihm sehr; und er wünschte nichts sehnlicher, als daß er einmal selbst eine solche Bibel besitzen mochte. Von übereifrigem Studieren wurde Luther schließlich krank. Da bemächtigten sich seiner Seele allerlei trübe Gedanken. Er dachte und glaubte immer an seine Sündhaftigkeit, wenn er auch keineswegs ernstere Vergehen sich vorzuwerfen hatte. Als einst einer seiner Freunde .ermordet in den Straßen Erfurts aufgefunden wurde, legte er sich die bange Frage vor, wie er wohl vor Gottes Richterstuhle bestehen würde, wenn ihn ein solches Geschick dahin gerufen hätte. Dieselbe Frage legte er sich vor, als er einst aus der Heimkehr von einer Reise zu seinen Eltern kurz vor Erfurt von einem Gewitter überrascht wurde und ein Blitzstrahl krachend vor ihm niederfuhr. Er meinte wie viele Leute seiner Zeit, daß man ein Gott besonders wohlgefälliges Leben am besten in der Abgeschiedenheit des Klosters führen könne, und er beschloß daher, in ein Kloster zu gehen. Trotz alles Abredens seiner Freunde führte er seinen Entschluß aus und trat als Mönch in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Sein Vater war damit gar nicht einverstanden, denn er wußte gar wohl, daß viele Mönche nicht ein frommes, sondern nur ein faules und bequemes Leben führten. Luther aber nahm es mit den Klosterpflichten eben so streng wie mit seinem Lernen. Anfangs mußte er die niedrigsten Dienste leisten; er mußte die Kirche und die Zellen der Mönche fegen, die Glocken läuten A. Richter, Geschichtsbilder. q
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