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1. Geschichtsbilder - S. 82

1911 - Leipzig : Brandstetter
6v9 82 eva und mit dem Sacke in der Stadt umherziehen, denn das Augustinerkloster war ein Bettelmönchskloster. Dabei zermarterte er sich mit Fasten und Kasteien, daß sein Leib dahinschwand, und er wie ein Schatten durch die Klostergänge schlich. Die niedrigsten Dienste wurden ihm endlich abgenommen. Dann studierte er umsomehr, und zwar am liebsten in der Bibel, deren er auch im Kloster eine gefunden hatte. 4. Luther galt bald als der frömmste und gelehrteste Mönch im Kloster. Und als einst der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen den Vorsteher des Augustinerklosters, den gelehrten Doktor Stäup itz, fragte, ob er ihm nicht einen tüchtigen Gelehrten vorzuschlagen wisse, den man als Professor an die neugegründete Universität Wittenberg berufen könnte, da nannte Staupitz den Bruder Martin im Augustinerkloster zu Erfurt. So kam Luther im Jahre 1508 als Professor an die Universität zu Wittenberg. Dort hörten die Studenten bald keine Vorlesungen lieber als die Luthers; und als Luther später auch Prediger an der Stadtkirche zu Wittenberg wurde, da genügten oft die Räume der Kirche kaum, um die Zuhörer zu fassen, die erschienen waren, seinen von Herzen kommenden Worten zu lauschen. Mönch blieb Luther auch in Wittenberg, und da es auch hier ein Augustinerkloster gab, so wohnte er darin. Bei seinen Ordensbrüdern stand er in großem Ansehen, und als diese einst eine Angelegenheit beim Papste in Rom zu ordnen hatten, schickten sie Luther dahin. Der freute sich auf den Besuch der Stadt Rom, denn er meinte, dort das frommste Leben und die frommsten Geistlichen zu finden. Aber er hatte sich geirrt, und er nutzte zu seinem Bedauern erkennen, daß der Papst und seine Geistlichen ein recht weltliches und üppiges Leben führten. Fast hätte Luther bedauert, daß seine Eltern noch lebten, als er nach Rom reiste, denn er glaubte auch noch wie andere Leute seiner Zeit, daß ein Gebet in Rom Gott angenehmer sei als ein Gebet an einem andern Orte, und daß eine Messe, die ein Priester zu Rom lese, wirksamer sei als eine andere. So meinte er, er hätte durch eine Messe in Rom seine Eltern wohl eher aus dem Fegefeuer erlösen können. Freilich würde Luther dabei andächtiger gebetet haben als die römischen Geistlichen, von denen er sagte, er hätte mit Schmerzen gesehen, wie sie ihre Messe nur „rips, raps" läsen, und römische Priester wären mit ihren Gebeten schon fertig gewesen, ehe er nur die Hälfte davon gesprochen. Luthers Ansichten über die römische Frömmigkeit hatten sich sehr geändert, und er sprach nach seiner Heimkehr: „Rom ist die heilige Stadt
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