Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Aus alten Zeiten - S. 19

1883 - Hannover : Hahn
— 19 — Sage mir doch, alter Freund, was ist geschehen, daß ich dich so umgewandelt wiedersehen muß? Einst beim Abschiede lagst du mit Thränen in meinen Armen und jetzt verrennst du mir gewaffnet den Weg? Ich dachte, du würdest mich mit freundlichem Gruß empfangen und mich gastlich bewirten und Pflegen, wenn ich zu den Franken käme Gedenkst du denn nicht mehr unserer Kindheit, wo wir einmütig stets nach dem gleichen Ziele strebten? Gedenkst du nicht mehr unserer Freundschaft? D, wenn ich dein Antlitz sah, so wurde mir die Fremde zur Heimat. Fürwahr! immer habe ich dir am Hofe wie vor dem Feinde die Treue gewahrt. Darum laß ab von dem üblen Angriff und mit Freuden will ich dir zur Erneuerung unseres Bundes den hohlen Schild mit rotem Goldes füllen." - Mit finsterem Blick entgegnete Hagen: „Erst übst du Gewalt und schwatzest dann listig. Du hast meine Genossen und meinen^teuren Neffen hingeschlachtet, obgleich du mich zugegen wußtest. So hast du also zuerst an mir die Treue gebrochen und unsere Freundschaft ist wett. Darum will ich jetzt kein'gold von dir, sondern Rache für das Blut des Neffen, das du vergossen hast." Damit sprang'hagen vom Rosse, ebenso Günther. Walther folgte dem Beispiele." So standen sie zum^ Fußkampfe bereit, zwei wider einen. — Hagen brach zuerst den Frieden, indem er seinen Speer mit Macht gegen Walther warf. Aber rasch hielt dieser den Schild schräg, daß'das Geschoß abprallte und bis an den Nagel in den nahen Hügel fuhr. Darauf warf Günther seinen Eschenschaft; doch traf er nur mit schwacher Kraft den Schildrand. Mit leichter Mühe schüttelte Walther das matte Eisen ab. — Das war ein schlimmer Anfang für die Franken. Um so ergrimmter griffen sie zu den Schwertern. Sonder Anstrengung wehrte sich Walther mit dem Speer, denn die Klingen waren nur kurz und reichten nicht an ihn. — Da hätte Günther gern heimlich seinen Speer wieder aufgerafft, der zu Walthers Fußen lag. Er winkte Hagen mit den Augen, daß er den Angriff verstärke, damit er sein Vorhaben ausführen könnte. Aber der schlimme Plan sollte nicht glücken. Denn in dem Augenblick, als Günther das eine Ende der Lanze aufhob, sprang Walther mit so starkem Fußtritt auf das andere, daß der König wankte und in die Kniee sank. Wäre nicht schnell Hagen schirmend dazwischen gesprungen, der Tod wäre ihm gewiß gewesen. — So mochte er noch wieder aufstehen, aber er zitterte an allen Gliedern. Doch schnell ermannte er sich, ^ und von neuem begann er in Gemeinschaft mit Hagen den Angriff. Lange Zeit schwankte der Kampf hin und her, bis endlich Walther dem Übergewicht der beiden Gegner zu erliegen fürchtete. Denn obgleich er unverwundet geblieben war, so hatte ihn doch die Last des Streitens und der glühende Sonnenbrand todmüde gemacht. Gepreßten Herzens schaute er umher, ob sich kein Ausweg öffne. — Dann rief er mit lauter Stimme Hagen an und sprach: „D Hagedorn, wohl grünest du irrt Laub, um mich unversehens stechen zu können, und strebst durch schlaue Sprünge meine Kraft zu lähmen. Des bin ich satt, und ich will dich jetzt näher bringen, wie riesig 2*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer